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27.11.2023
In die Studie flossen Angaben von knapp 12.000 Patientinnen aus 27 deutschen Geburtskliniken ein, die zwischen 2010 und 2020 per Kaiserschnitt entbunden hatten. Die Frauen wurden am Tag nach dem Kaiserschnitt zu ihrem Befinden befragt. Auf einer Skala von 0 bis 10 (0 = kein, 10 = stärkster Schmerz) berichteten sie im Median von einer Schmerzintensität von 7. Durch ihrer Schmerzen fühlten sich die Mütter erheblich in ihrer Stimmung, Mobilität, Atmung und beim Schlafen beeinträchtigt. Es zeigte sich auch, dass die Versorgung mit Schmerzmitteln unzureichend war – so erhielten nur etwa 12 Prozent der Frauen sogenannte PCA-Pumpen, mit denen sich die Schmerzmittelgabe selbst steuern lässt.
Als Risikofaktoren für starke Schmerzen wurden schon vor dem Kaiserschnitt bestehende chronische Schmerzen identifiziert. Zu den Faktoren, die sich günstig auf das Schmerzerleben auswirkten, gehörten die erwähnten Schmerzpumpen, Ablenkung, Entspannung, Mobilisation, Gespräche, und eine Schmerzerfassung auf Station.
Viele Frauen wünschen sich mehr Schmerzmittel
Für Jorge Jiménez Cruz, Leiter der Studie am Universitätsklinikum Bonn, sind die hohen gemessenen Schmerzwerte nach Kaiserschnitten alarmierend: „Dieser Wert liegt erheblich über den Beschwerden, die nach vergleichbar großen Eingriffen wie Gebärmutter- oder Gallenblasenoperationen berichtet werden“. Auch Norah Emrich, Erstautorin der Studie, stellt fest: „Mehr als die Hälfte aller Patientinnen leidet nach diesem Eingriff unter starken Schmerzen. Das ist zu viel. Im Vergleich zu den Frauen, die nach ihrem Kaiserschnitt weniger starke Schmerzen hatten, gaben diese Frauen in der Befragung mehr als dreimal so häufig an, sie hätten sich mehr Schmerzmittel gewünscht als sie bekommen haben.“ Es seien also nicht, wie manchmal behauptet, die Frauen, die eine Schmerztherapie ablehnen.
Die Wissenschaftler fordern nach den Ergebnissen Konsequenzen für die Versorgung nach einem Kaiserschnitt – und zwar in Form einer adäquaten Schmerzbehandlung, die sowohl aus Medikamenten als auch alternativen Therapien besteht.
Quelle: DOI 10.3390/jcm12226999