08.01.2019
Jugendliche und junge Erwachsene, die als „digital natives“ mit dem Internet aufgewachsen sind, nutzen es quasi andauernd. Ob sie ihren Internetkonsum freiwillig eingrenzen, war bislang jedoch kaum untersucht. Wissenschaftler der TU Chemnitz sind dieser Frage auf den Grund gegangen und haben acht Hauptgründe sowie fünf Methoden für den freiwilligen Verzicht identifiziert.
Prof. Dr. Christian Papsdorf, Experte für Techniksoziologie mit dem Schwerpunkt Internet und Neue Medien an der TU Chemnitz, und sein Team haben 30 Personen zwischen 14 und 25 Jahren zu den Gründen und ihren Strategien für einen „digital detox“ oder „digital sabbath“ befragt.
Als Hauptgründe für den freiwilligen Verzicht nannten die Befragten:
- Störungen z. B. in Arbeits- oder Konzentrationssituationen
- Ein Missverhältnis von Informationsqualität und -quantität
- Einen Erreichbarkeitsdruck und die Erwartungshaltung, auf Kontaktangebote direkt reagieren zu müssen
- Den Verlust der Privatsphäre, auch in Bezug auf die Nutzung privater Daten durch Unternehmen
- Technische Probleme
- Internet-Abhängigkeit oder die Gefahr, dass Offline-Aktivitäten in den Hintergrund rücken
- Gesundheitliche Beeinträchtigungen, Erschöpfung und Konzentrationsstörungen
- Ethische Bedenken
Pabstorf erläutert: „Der Punkt ethische Bedenken ist noch verhältnismäßig neu und beschreibt das zunehmende politische Bewusstsein gerade junger Menschen, die als Nutzerinnen und Nutzer bestimmte Unternehmen aufgrund von deren Unternehmenspraktiken unterstützen wollen oder eben nicht.“
Für viele der Befragten lag die Lösung der Probleme in einer bewussten Nicht-Nutzung des Internet. Strategien zur Umsetzung der digitalen „Entziehungskur“ waren:
- Wechsel des Mediums oder Offline-Kommunikation
- Ein partieller Nutzungsverzicht
- Anpassungen der Technik, z. B. Einschränkung des kontaktierten Personenkreises
- Passive Nutzung durch reines Konsumieren der Inhalte und bewusstes Zurückhalten eigener Informationen
- Reduzierung der medialen Reichweite, z. B. durch gezieltes Ausdünnen der Freundesliste
Trotz Verzicht stellt Pabstorf fest: „Es wurde in der Untersuchung auch deutlich, dass die Befragten keine Alternative zur Internetnutzung sehen und diese auch nicht grundlegend infrage stellen.“
ZOU