31.03.2017
Bei jungen, sexuell aktiven Frauen sind in 80 Prozent der Fälle Escherichia coli-Bakterien (E.coli-Bakterien) für Harnwegsinfekte verantwortlich. Bislang ging man davon aus, dass diese Bakterien bei jeder Infektion immer wieder neu in die Harnwege gelangen. Die aktuelle Studie mit Mäusen deutet nun jedoch darauf hin, dass auch ein anderes Bakterium an dem Wiederauftreten der Erkrankung mit beteiligt sein könnte: Gardnerella vaginalis, ein vaginales Bakterium, das Scheideninfektionen verursacht. Dieses bringe E. coli-Bakterien, die sich nach einer überstandenen Infektion noch in der Blase versteckten, dazu, eine neue Infektion zu verursachen, so die Forscher. Wie sich in der Studie zeigte, verursachte Gardnerella vaginalis selbst keine Infektion, wenn es in die Harnwege gelangte. Allerdings schädigte es Zellen auf der Oberfläche der Blase und brachte E. coli-Bakterien einer früheren Infektion dazu, sich wieder zu vermehren, was zu einem neuen Krankheitsschub führte, erläutert Senior-Autorin Amanda Lewis von der Washington University.
In weiteren Studien müsse nun unter anderem geklärt werden, ob eine Scheideninfektion bei Frauen das Risiko für eine Harnwegsinfektion erhöhe. Beide Erkrankungen würden mit Antibiotika behandelt – jedoch mit unterschiedlichen, wie die Wissenschaftler im Online-Journal PLOS Pathogens berichten. Ihre Ergebnisse könnten möglicherweise auch erklären, warum manche Frauen an einem Harnwegsinfekt erkranken, nachdem sie Sex gehabt haben. Ohne Frage spielten hierbei zum Teil auch Neuinfektionen mit E. coli eine Rolle. „Wir haben jedoch einen weiteren überzeugenden Grund dafür gefunden, warum eine Verbindung zwischen sexueller Aktivität und wiederkehrenden Harnwegsinfekten existieren könnte“, sagt Lewis. Nämlich, dass Scheidenbakterien während des Geschlechtsverkehrs in die Harnwege verfrachtet werden.
HH