PZ/NK
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06.05.2021
Dass Menschen mit Diabetes eher an Krebs erkranken als Stoffwechselgesunde, hat vor allem drei Gründe, wie Professor Dr. Stephan Herzig vom Helmholtz Diabetes Center in München anlässlich einer Pressekonferenz im Vorfeld des diesjährigen Diabetes-Kongresses berichtet.
1. Insulinresistenz
Einer davon sei die Insulinresistenz, die der Körper mit einer vermehrten Sekretion des Hormons auszugleichen versucht. „Insulin ist auch ein Wachstumsfaktor, der das Zellwachstum fördern kann“, sagte Herzig. So könnten Körperzellen mit einem genetischen Defekt, der eine entgleiste Zellteilung bewirke, noch schneller wachsen und zu Tumoren führen.
2. Entzündungen im Körper
Der zweite Grund seien chronische Entzündungsprozesse im Körper, so Herzig. Dauerhaft ausgeschüttete entzündungsfördernde Stoffe, etwa Zytokine, könnten Krebszellen zum Wachstum anregen und gesunde Zellen zu Tumorzellen werden lassen.
3. Übergewicht
Als dritte Ursache kommen bestimmte Fettgewebshormone infrage, die bei der Entstehung von Tumoren eine Rolle spielen. Man habe zum Beispiel zeigen können, dass das Fettgewebshormon Leptin den Fettstoffwechsel in Brustkrebszellen verändern und dadurch die Tumoraggressivität sowie die Metastasierung steigern könne, sagte der Molekularbiologe.
Herzig weist zudem darauf hin, dass Menschen mit Diabetes Krebsvorsorgemaßnahmen seltener wahrnähmen als andere Bevölkerungsgruppen. Insgesamt sei es wichtig, sie über ihr erhöhtes Krebsrisiko aufzuklären und ihnen Präventions- und Früherkennungsangebote aufzuzeigen. „Bei Typ-2-Diabetes kann man von einem bis zu 1,7-fach erhöhten Risiko für bestimmte Tumorarten ausgehen“, so Herzig. Das seien Brust-, Darm-, Harnblasen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs, bei einer entsprechenden familiären Vorbelastung bestehe auch ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs. Beim Typ-1-Diabetes sei die Datenlage insgesamt dünner, aber auch hier gebe es laut Herzig ein erhöhtes Risiko für bestimmte Tumoren, etwa des Magens oder der Niere.