Natascha Koch
|
22.09.2021
In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 55.000 Menschen an Darmkrebs, darunter deutlich mehr Männer als Frauen. Doch warum ist das so? Bekannt ist beispielsweise, dass weibliche Geschlechtshormone das Darmkrebsrisiko senken. Auf der anderen Seite ist für Männer ein höherer Konsum von Tabakprodukten und rotem Fleisch bekannt – beides Lebensstilfaktoren, die das Risiko für Darmkrebs steigern. Ob diese bekannten Faktoren die große Differenz zwischen beiden Geschlechtern vollständig erklären können, untersuchte nun ein Team um Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Die Forscher werteten dazu Daten von fast 16.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der KolosSal-Studie aus, die eine Darmspiegelung zur Darmkrebs-Vorsorge durchführen ließen.
Die Heidelberger Epidemiologen berücksichtigten für ihre aktuelle Untersuchung alle bekannten oder auch mutmaßlichen Risiko- und Schutzfaktoren für Darmkrebs: Alter, familiäre Vorgeschichte, Diabetes, frühere Koloskopie, Einnahme von Aspirin und Statinen, Rauchen, Alkoholkonsum, Gewicht und Körpergröße, körperliche Aktivität, Verzehr von rotem Fleisch und Wurst, Obst, Gemüse oder Vollkornprodukten sowie bei Frauen die Anwendung von Hormonersatz-Therapien.
Bei Männern wurden in der Studie bei der Vorsorge-Koloskopie doppelt so häufig Darmkrebs festgestellt wie bei Frauen. Dabei zeigte sich, dass sich die bekannten Risikofaktoren etwa die Hälfte des Risiko-Überschusses der Männer erklären. „Im Umkehrschluss heißt das aber, dass wir die Ursachen für die andere Hälfte dieses Risiko-Überschusses noch nicht kennen“, sagt Studienleiter Hermann Brenner: „Auf jeden Fall zeigen unsere Ergebnisse erneut, wie wichtig es insbesondere für Männer ist, die Möglichkeiten zur Darmkrebsvorsorge wahrzunehmen, Stuhltests durchzuführen oder sich sogleich für eine Vorsorge-Darmspiegelung zu entscheiden!“
Mehr zur Darmkrebs-Vorsorge lesen Sie auf aponet.de.
Quelle: DOI 10.1002/ijc.33742