30.10.2014
Nicht zu glauben, wie wahnsinnig einen ein kleiner Mückenstich machen kann. „Nicht kratzen!“, haben schon Tausende von Eltern ihren Kindern geraten. Offenbar zu Recht, wie Wissenschaftler, die sich der Erforschung des Juckreizes widmen, jetzt feststellten. Kratzen kann demnach in einen wahren Teufelskreis führen.
In Versuchen mit Mäusen stellten die Wissenschaftler aus den USA fest, dass Kratzen – eine Tätigkeit, die ein leichtes Schmerzgefühl auf der Haut hinterlässt - das Gehirn dazu veranlasst, den Nervenbotenstoff Serotonin auszuschütten. Dieser hilft aber offenbar nicht nur gegen den Schmerz, wie die Forscher in der Fachzeitschrift Neuron berichten. „Wenn Serotonin vom Gehirn ins Rückenmark gelangt, kann es quasi die Spur wechseln“, erläutert Zhou-Feng Chen von der Washington University. Von Nervenbahnen, die für das Schmerzempfinden zuständig sind, könne es auf Nervenzellen übergehen, welche die Stärke des Juckreizes mitbestimmen, und so das juckende Gefühl noch verstärken. Demnach hilft das Kratzen zwar kurzfristig, indem statt Jucksignalen Schmerzsignale zum Gehirn gelangen. „Aber wenn der Körper darauf reagiert, kann das den Juckreiz noch verschlimmern“, sagt Chen.
Chen und seine Kollegen gehen davon aus, dass der gleiche Teufelskreis, den sie bei Mäusen entdeckten, auch bei Menschen vorkommt. Die Erkenntnisse könnten zu neuen Therapien für Personen führen, die unter chronischem Juckreiz leiden, so die Hoffnung. Der Ansatzpunkt ist jedoch nicht das Serotonin selbst. Dieses hat viele wichtige Funktionen im menschlichen Körper, so dass es nicht blockiert werden sollte. Vielmehr hoffen die Forscher, dass es möglich sein könnte, gezielt das Zusammenspiel von Nervenbahnen im Rückenmark, die mit dem Juckreiz zusammenhängen, und dem Serotonin zu stören und damit den Teufelskreis zu durchbrechen.
HH