ZOU
|
03.01.2023
Frauen tragen trotz wirtschaftlicher und kultureller Errungenschaften weiterhin den Großteil der Hausarbeit und Kinderbetreuung – auch während der Lockdowns, in denen oft beide Partner zu Hause waren, ist mehr Hausarbeit an den Frauen hängengeblieben. Gleichzeitig glauben viele Männer, dass die Hausarbeit gleichmäßiger verteilt sei, als sie es tatsächlich ist.
Dies wurde bisher damit erklärt, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts in Objekten und Situationen damit verbundene Handlungen wahrnehmen, Männer aber nur Objekte und Situationen. Zwei Forschende halten dies für zu einfach und meinen, dass diese Sichtweise die Ungleichheiten zementiert und Frauen in eine Zwickmühle bringt: Entweder sie erledigen die Hausarbeit, oder sie machen ihren Partner ständig darauf aufmerksam, dass dies oder jenes zu tun sei. Die Forschenden halten es eher für wahrscheinlich, dass Männer und Frauen von der Gesellschaft darauf trainiert werden, unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten und -folgen in denselben Situationen im Haushalt zu erkennen.
Sie glauben, dass diese antrainierten Unterschiede in der Wahrnehmung häuslicher Pflichten zum Beispiel durch eine längere Elternzeit verändert werden, in der Männer lernen können, Beobachtungen mit Haushaltsaufgaben zu verbinden. Das schreiben sie in dem Fachblatt „Philosophy and Phenomenological Research“.
„Wir können ändern, wie wir die Welt wahrnehmen, indem wir uns kontinuierlich bewusst anstrengen und Gewohnheiten kultivieren“, sagte Dr Tom McClelland von der Cambridge Universität. „Männer können sich solchen geschlechtsspezifischen Normen widersetzen, indem sie ihre Sensibilität für häusliche Aufgaben verbessern. Ein Mann könnte zum Beispiel den Vorsatz fassen, jedes Mal, wenn er auf den Wasserkocher wartet, Krümel wegzuwischen. Das hilft ihm, Aufgaben zu erledigen, die er nicht sieht, und seine Wahrnehmung allmählich zu schulen.“ Das lässt sich auf Tätigkeiten wie Kochen und Putzen anwenden, aber auch auf mentale Handlungen wie Organisieren, Planen und Erinnern.
Quelle: DOI 10.1111/phpr.12929