ZOU/NK
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24.02.2023
Frauen sind dreimal häufiger von Migräne betroffen als Männer. Besonders zahlreiche und heftige Attacken erleben sie kurz vor oder während der Periode, aber auch bei Eintritt in die Wechseljahre. Dagegen verbessern sich die Symptome in vielen Fällen während der Schwangerschaft, und auch mit Abschluss der Menopause werden die Migräneattacken seltener. Forschende der CharitéUniversitätsmedizin in Berlin sind nun dem Grund dafür auf die Spur gekommen: Betroffene Frauen bilden offenbar größere Mengen des Proteins CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide), von dem bekannt ist, dass es eine Schlüsselrolle als Auslöser für Migräneattacken spielt.
Die Berliner Forscher beobachteten, dass die Menge an CGRP im Blut und in der Tränenflüssigkeit bei Frauen mit Migräne mit dem Monatszyklus schwankt. Während der Menstruation wiesen sie deutlich höhere CGRP-Konzentrationen im Blut und in der Tränenflüssigkeit auf als gesunde Frauen. In der Tränenflüssigkeit war der Gehalt an CGRP bei Frauen mit Migräne sogar dreimal höher. „Wenn also der Östrogenspiegel zur Einleitung der Periode sinkt, schütten die Migränepatientinnen vermehrt CGRP aus“, sagt Studienleiterin Dr. Bianca Raffaelli. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Neurology“ erschienen.
Bei Frauen, die die Pille einnehmen, bleibt der Östrogenspiegel in der Regel konstant. Gleiches gilt für Frauen, die die Wechseljahre hinter sich haben. Bei beiden Gruppen veränderte sich auch die CGRP-Konzentration nicht und war bei Migränepatientinnen vergleichbar mit der gesunder Frauen. „Tatsächlich kann die Einnahme der Pille und das Ende der Wechseljahre manchen Migränepatientinnen Linderung verschaffen. Wie aber aus unserer Studie ersichtlich wird, gibt es Frauen, die auch ohne Hormonschwankungen Migräne bekommen. Wir vermuten, dass bei ihnen andere Prozesse im Körper eine Rolle bei der Entstehung einer Attacke spielen. Denn CGRP ist nicht das einzige entzündliche Peptid, das Migräne auslösen kann“, sagt Raffaelli.
In der Studie waren insgesamt 180 Frauen aus verschiedenen Gruppen miteinander verglichen worden: Frauen im gebärfähigen Alter mit und ohne hormonelle Verhütung sowie Frauen nach den Wechseljahren, jeweils 30 mit und 30 ohne Migräne.
Quelle: DOI 10.1212/WNL.0000000000207114