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12.02.2024
Sport ist zwar gut für die Immunabwehr, doch bei einer Erkältung sollte man lieber eine Pause einlegen, rät Prof. Stephan Achenbach vom Universitätsklinikum Erlangen. Er erklärt außerdem, wieso das Risiko für eine Infektion nach einem Marathon bis zu fünffach erhöht ist.
„Kurzfristig bedeutet jede intensive Trainingseinheit erst einmal Stress für den Körper. Dann ist die Immunabwehr für eine Weile geschwächt und Krankheitserreger haben es leichter, sich auszubreiten“, erläuterte Achenbach. Diese Zeit wird „offenes Fenster“ genannt und kann 3 bis 72 Stunden dauern. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum in einer wissenschaftlichen Studie mehr als zwei Drittel der Teilnehmenden eines Ultramarathons in den zwei Wochen nach dem Lauf eine Atemwegsinfektion bekamen.
Dazu kommt, dass Erkältungsviren das Herz befallen können. So verursachen Coxsackie-Viren normalerweise einen grippalen Effekt, selten lösen sie aber auch Herzmuskelentzündungen aus. Oft wird so eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) kaum wahrgenommen, weil sie nur leichte Luftnot evtl. mit Schmerzen beim Einatmen verursacht. Ob sich daraus ein schwerer Verlauf entwickelt, lässt sich nicht vorhersagen. Wenn es zu einer deutlichen Einschränkung der Pumpleistung des Herzens kommt, bildet diese sich aber nur in der Hälfte der Fälle komplett zurück, und ein Viertel der Betroffenen entwickelt eine schwere Herzschwäche.
Achenbach rät, nach einer leichten Herzmuskelentzündung mindestens drei und nach einer schweren mindestens sechs Monate lang zu pausieren. Denn beim Training mit einer Herzmuskelentzündung können instabile Herzmuskelzellen unkontrollierte elektrische Erregungen erzeugen und so lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen hervorrufen. „Gerade bei jungen Menschen unter 45 Jahren ist die Myokarditis die häufigste Ursache für plötzliche tödliche Herzrhythmusstörungen, die beim Training auftreten“, warnte er.