11.09.2018
Studienteilnehmer, die bei einer Entscheidung ihrem Bauchgefühl vertrauten, gaben eher an, dass diese ihr wahres Selbst widerspiegle. Sie waren sich ihrer Entscheidung zudem sicherer und setzten sich eher für sie ein. Dies berichten die Forscher um Sam Maglio von der University of TorontoScarborough im Fachblatt Emotion. Sie hatten mehr als 450 Studienteilnehmer in verschiedenen Experimenten angewiesen, bei der Wahl zwischen ähnlichen Produkten wie DVD-Spielern, Tassen, Appartements oder Restaurants entweder intuitiv zu entscheiden und ihrem Bauchgefühl zu vertrauen, oder eine wohlüberlegte, logische Entscheidung zu treffen. Bei der Wahl eines Restaurants hatten die Teilnehmer zudem die Aufgabe, ihre Entscheidung Freunden mitzuteilen. Jene, die aus dem Bauch heraus entschieden, teilten ihre Wahl mit mehr Freunden. „Dies deutet darauf hin, dass das Fokussieren auf Gefühle nicht nur die Einstellung ändert, sondern auch das Verhalten“, sagt Maglio.
Die Forscher waren überrascht, dass sehr viele Menschen intuitive Entscheidungen trafen. Häufig werde geraten, Bauchentscheidungen zu vermeiden, weil sorgfältiges Überlegen der beste Weg sei, um zu guten Entscheidungen zu gelangen. „Aber wir können unserem Bauchgefühl nicht entkommen“, sagt Maglio. Er hält die Überzeugung, die mit einer intuitiven Entscheidung einhergeht, allerdings für ein zweischneidiges Schwert. Einerseits könne das Bauchgefühl Menschen helfen, die sich zum Beispiel für einen Sport entscheiden, dabei zu bleiben. Auf der anderen Seite könne es in einer sich zunehmend politisch polarisierenden Welt nicht förderlich für eine funktionierende Demokratie sein. „Wenn wir unsere politischen Ansichten intuitiv treffen und wir sicher sind, dass wir Recht haben, schneiden wir uns von der Möglichkeit ab, dass wir ein wenig falsch liegen könnten“, warnt Maglio und plädiert in diesem Fall für etwas mehr Offenheit durch Überlegen.
HH