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Was Kinderhaut angreift

Apotheker Rüdiger Freund  |  15.06.2023

Vom ersten Lebenstag an schützt die Haut den Menschen. Aber manchmal ist sie selbst angegriffen und erkrankt. Gerade bei Kindern zeigt sich eine Vielzahl von Hauterkrankungen. Viele davon lassen sich heute gut behandeln.

Mutter, cremt ihr Kind ein.
Kinderhaut ist deutlich empfindlicher als die Haut von Erwachsenen und anfälliger für bestimmte Krankheiten.
© Liderina/iStockphoto

Babyhaut unterscheidet sich deutlich von der älterer Kinder oder Erwachsener: Sie ist dünner, enthält mehr Talgdrüsen pro Quadratzentimeter und ihre Barrierefunktion ist noch dabei, sich auszubilden. Kleinkinder und Säuglinge besitzen bezogen auf ihr Körpergewicht sogar eine noch größere Hautoberfläche als ältere Kinder oder Erwachsene. Deshalb treten manche Hautkrankheiten nur bei Kindern auf oder weichen deutlich vom Krankheitsbild Erwachsener ab, erklärte Professor Dr. Peter Höger auf einem Fortbildungskongress für Apotheker in Schladming. Er arbeitet als Chefarzt am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg. Die häufigsten Hauterkrankungen im Kindesalter gehen auf bakterielle oder virale Infektionen zurück. Spitzenreiter nach Patientenzahlen weltweit ist die Borkenflechte, fachsprachlich Impetigo contagiosa. Mehr als 250 Millionen Menschen leiden dan ihr. Sie ist hoch ansteckend, lässt sich aber gut mit Antibiotika behandeln.

Warzen heilen oft spontan

Sehr oft bilden sich im Kindesalter auch Dellwarzen aus, die genau genommen keine Warzen sind. Die stecknadelkopfgroßen gutartigen Auswüchse – meist an Gesicht und Händen – werden durch Viren ausgelöst und bilden mit der Zeit eine Delle in der Mitte aus. Man müsse sie nicht unbedingt behandeln, so Höger, denn Dellwarzen heilen meist spontan innerhalb eines Jahres ab. "Oft zeigt eine beginnende Rötung um die Warze, dass die Heilung einsetzt." Treten sie im Gesicht auf oder breiten sie sich schnell aus, spricht sich der Hautarzt jedoch für eine Therapie aus, zum Beispiel mit Präparaten, die Kalilauge enthalten, oder durch Vereisung. Neuere Therapieoptionen seien der Wirkstoff Cantharidin und ein Gel mit Berdazimer, das auf der Haut Stickoxid freisetzt. Beides gibt es bei uns jedoch noch nicht als Arzneimittel.

Dagegen lösen Papillomaviren sogenannte Vulgärwarzen aus, kleine Knötchen, die oft an Händen oder Füßen auftreten. Auch sie heilten bei kleinen Kindern oft spontan ab. Daher rät Höger davon ab, sie operativ zu entfernen. Es besteht jedoch die Möglichkeit, sie mit Hornhaut-lösenden Mitteln wie Salicylsäure oder per Vereisung zu behandeln.

Die Neurodermitis, auch atopisches Ekzem genannt, stellt im Säuglingsalter die häufigste chronisch- entzündliche Hautkrankheit dar. Sie tritt bei rund 15 Prozent der Kinder in diesem Alter auf. Das atopische Ekzem zeigt sich oft zuerst im Gesicht, weil auslaufender Speichel auf die unreife Haut trifft und eine Irritation auslöst. "Ein atopisches Ekzem ist immer genetisch bedingt", betonte der Hautarzt. Es liege eine Störung der Entzündungsregulation und der Hautbarriere vor.

Basispflege bei Neurodermitis

Wichtigste Maßnahme ist, die gestörte Hautbarriere zu stärken. Dazu eignet sich die sogenannte Basispflege. Sie versorgt die Haut mit Feuchtigkeit und minimiert den Wasserverlust. Die Präparate enthalten Harnstoff bzw. bei Kleinkindern Glycerin. Falls nötig lasse sich die Erkrankung häufig mit zusätzlichen modernen Kortison-Präparaten und Calcineurin-Hemmern zum Auftragen auf die Haut gut kontrollieren. Von alternativmedizinischen Methoden riet Höger dringend ab: Diese verzögerten das Leiden der Kinder nur. Bleibt eine äußerliche Behandlung ohne Erfolg, müsse der Arzt nach weiteren Auslösern fahnden. Etwa fünf Prozent der Kinder müssten zusätzlich Medikamente einnehmen, um die Entzündung zu kontrollieren, so Höger. Zwei wirksame, entzündungshemmende Substanzen sind Dupilumab und Upadacitinib. Bei vielen Kindern würde die Neurodermitis mit der Zeit wieder abklingen, so der Dermatologe. "Nur bei etwa 20 Prozent bleibt sie dauerhaft bestehen."

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