28.03.2017
Um Schmerzen zu lindern, geben Menschen jährlich viele Milliarden Dollar für Medikamente aus. Wissenschaftler gingen nun der Frage nach, warum umgekehrt manche Menschen weder Kosten noch Mühen scheuen, um an außergewöhnlichen, zum Teil sogar schmerzhaften Ereignissen teilzunehmen.
Ob Ultra-Marathon oder Extrem-Hindernislauf: Es gibt Veranstaltungen, bei denen die Teilnehmer vorher wissen, dass sie nicht angenehm werden. Was diese Menschen trotzdem dazu motiviert, wollte ein internationales Forscherteam nun herausfinden. In ausführlichen Interviews befragten sie Teilnehmer des sogenannten „Tough Mudder“ zu den Gründen ihrer Teilnahme. Dabei handelt es sich um einen Extrem-Hindernislauf von etwa 16 bis 18 Kilometern, in dessen Verlauf die Teilnehmer militärische Hindernisse überwinden müssen. Die Teilnehmer rennen unter anderem durch Ströme von Schlamm, tauchen in eiskaltes Wasser ein oder kriechen unter Stromleitungen mit 10.000 Volt. Im Rahmen dieser Rennen sei es schon zu Wirbelsäulenverletzungen, Schlaganfällen, Herzinfarkten und sogar Todesfällen gekommen.
Wie die Forscher im Journal of Consumer Research schreiben, nehmen Menschen offenbar an solchen Rennen teil, um körperliches Unwohlsein auszugleichen. Bei den Interviews zeichnete sich ab, dass die Schmerzen den Teilnehmern offenbar dabei halfen, mit ihrem reduzierten Körperempfinden durch den Büroalltag umzugehen. Die Schmerzen führten dazu, dass sich die Teilnehmer wieder stärker auf ihren Körper fokussieren. Menschen, die viel Zeit im Sitzen vor dem Computer verbringen, könnten so ihre Körperlichkeit wiederentdecken, resümieren die Forscher. Zwar seien Elektroschocks und das Eintauchen in Eiswasser sehr schmerzhaft, doch scheinen sie manchen Menschen dabei zu helfen, den Anforderungen und Ängsten des modernen Lebens zu entkommen. Die schmerzhafte Erfahrung helfe darüber hinaus, die Grenzen des eigenen Körpers auszuloten.
HH