Je nach Lage, Intensität, Zeitpunkt des Auftretens und Dauer der Bauchschmerzen kommen unterschiedliche Auslöser infrage. Beschwerden in der Mitte oder links im Oberbauch deuten auf eine Erkrankung des Magens oder auch der Bauchspeicheldrüse hin. Sind die Schmerzen eher rechts oben lokalisiert, so ist möglicherweise die Gallenblase oder die Leber betroffen. Und treten die Beschwerden in der unteren Bauchhälfte auf, lässt dies an Probleme mit dem Darm denken, etwa bei starken Schmerzen an eine Divertikelkrankheit oder eine chronisch entzündliche Darmerkrankung wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Daneben können sich auch Schmerzen im Bauchraum bemerkbar machen, die durch Erkrankungen anderer Organe wie Herz, Lunge, Niere oder, bei der Frau, Gebärmutter und Eierstöcke verursacht werden. Aber nicht immer besteht gleich Grund zur Sorge. "Zu den häufigsten Beschwerden des Verdauungssystems gehören Sodbrennen, Blähungen, Verstopfung und das Reizdarmsyndrom", so Professor Dr. med. Wolfgang Holtmeier, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Diabetologie und Innere Medizin, Krankenhaus Porz am Rhein.
Sodbrennen
Die Engländer nennen es "Heartburn", und die meisten kennen es: Sodbrennen bezeichnet die schmerzhafte Empfindung hinter dem Brustbein, oft zusammen mit saurem Aufstoßen. Es tritt vorzugsweise nach reichhaltigem und fettem Essen auf und wird durch Alkohol noch verstärkt. Bei fast der Hälfte der Bevölkerung fließt einmal pro Monat saurer Mageninhalt zurück in die Speiseröhre, bei manchen deutlich häufiger. Neben einer Umstellung der Essgewohnheiten und Reduktion des Alkoholkonsums helfen bei gelegentlichem Sodbrennen rezeptfreie Medikamente aus der Apotheke, die die Säure binden. Bei andauernden oder wiederkehrenden Beschwerden sollte jedoch ein Arzt aufgesucht werden, da dann die Speiseröhre dauerhaft geschädigt werden kann.
Blähbauch und starke Winde
Starke Blähungen können durchaus starke Schmerzen auslösen. "Ursache können Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Laktose- oder Fruktoseintoleranz sein", erklärt Holtmeier. Sie können zu vermehrter Gasbildung führen, da diese Zuckerarten bei Betroffenen nicht wie üblich im Dünndarm verdaut werden, sondern unverdaut in den Dickdarm gelangen. Dort werden sie dann – unter vermehrter Gasbildung – von Bakterien abgebaut. Ähnliches gilt für Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit, das zum Beispiel in Getränken oder Kaugummis enthalten sein kann. "Spätestens, wenn sich durch den gezielten Verzicht auf Milch beziehungsweise fruktose- oder sorbithaltige Lebensmittel keine Besserung erreichen lässt, ist ein Arztbesuch angezeigt", rät Holtmeier, "denn starken Blähungen können auch ernste Erkrankungen zugrunde liegen."
Verstopfung und Darmträgheit
Die chronische Verstopfung gehört zu den häufigsten Problemen des Verdauungstrakts in Industrienationen. Sie kann mit Schmerzen im Unterbauch einhergehen. Von einer Obstipation, so der medizinische Fachausdruck, spricht man bei weniger als drei Darmentleerungen pro Woche, wenn auch diese nur mit Anstrengung gelingen. Bis zu einem Drittel der Bevölkerung ab 60 Jahren ist betroffen, Frauen häufiger als Männer. "Mit Blick auf die Auslöser lautet der erste Rat, die Lebensgewohnheiten umzustellen", so Holtmeier. Zudem sind in der Apotheke eine ganze Reihe Medikamente mit unterschiedlichen Wirkprinzipien erhältlich, die bei leichter oder gelegentlicher Verstopfung gut helfen. Auch bei der Obstipation gilt: Chronische wie neu auftretende Verstopfungen können auch schwerwiegende Ursachen haben, so dass eine ärztliche Abklärung immer geraten ist.
Das Reizdarmsyndrom
Hier kommt alles zusammen: Betroffene leiden unter Bauchschmerzen und Blähungen, Verstopfung und Durchfall. Entweder wechseln sich die Beschwerden ab, oder sie treten einzeln auf. Manche Patienten sind so schwer betroffen, dass ihre Lebensqualität stark eingeschränkt ist. Dabei ist wichtig zu wissen: Reizdarm ist eine sogenannte Ausschlussdiagnose. "Nur wenn keine andere Erklärungsmöglichkeit für die Symptome infrage kommt, stellen wir die Diagnose Reizdarm", erläutert Holtmeier. Die Behandlung erfolgt abhängig von den individuellen Beschwerden durch eine Kombination aus Umstellung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten sowie Medikamenten.
Der Notfall: "Akuter Bauch"
Bei einem "akuten Bauch" treten plötzlich starke Schmerzen auf, der Bauch ist hart und gespannt, der Betroffene schwach und hat Schweißausbrüche. Dies kann auf eine Reihe schwerwiegender Komplikationen wie Blinddarmdurchbruch, Magendurchbruch oder Darmverschluss zurückzuführen sein. Daher gilt: sofort den Notarzt verständigen!
Dr. Anne Benckendorff