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Wenn Diabetes die Blase schwächt

Natascha Plankermann  |  17.01.2022

Nervenschäden als Folge des Diabetes schlagen vielen Menschen auch auf die Blase. Wie es dazu kommt und was sich dagegen tun lässt, erläutert Professor Dr. Daniela Schultz-Lampel, Direktorin des Kontinenzzentrums am Schwarzwald-Baar Klinikum in Villingen-Schwenningen.

Ältere Frau, spricht mit Ärztin.
Mit Blasenschwäche muss sich niemand einfach abfinden. Ärzte können den Ursachen auf den Grund gehen und eine passende Behandlung einleiten.
© Daisy-Daisy/iStockphoto

Wer immer wieder Schwierigkeiten hat, das Wasser zu halten, und häufig auf die Toilette gehen muss, hält das oft für eine Folge des Alters. Falls ein paar Tropfen daneben gehen, kauft man sich Einlagen – ohne mit seinem Arzt darüber zu sprechen. "Dabei ist es wichtig, dass die Ursachen geklärt werden. Denn auch der Diabetes kann zu einer schwachen Blase oder einer Inkontinenz führen", sagt Professorin Schultz-Lampel. Die Fachärztin für Urologie sieht viele vor allem weibliche Patienten mit typischen Blasen-Beschwerden als Folge der Zuckerkrankheit. "Ein großer Teil von ihnen verliert durch die Nervenschädigungen das Gefühl dafür, dass die Blase voll ist. Das Signal dafür wird nicht mehr ans Gehirn weitergeleitet. Dadurch leiert das Organ im Lauf der Zeit quasi aus und kann nicht mehr richtig geleert werden", erläutert die Expertin. Auf diese Weise bleibt immer ein Rest Urin in der Blase zurück, der für Entzündungen sorgen kann.

Auslöser erkennen

Ein weiterer Effekt, den Diabetes auf die Blase haben kann: Sie wird überaktiv und man empfindet allzu häufig den Drang, Wasser lassen zu müssen. "Das wird in vielen Fällen auch durch neuere Diabetes-Medikamente, sogenannte SGLT2-Hemmer, ausgelöst, die vor allem Menschen mit Typ-2-Diabetes erhalten. Sie sorgen dafür, dass mehr Zucker über den Urin ausgeschieden wird, um den Spiegel im Blut zu senken", erläutert Schultz-Lampel. "Diabetologen sollten ihre Patienten stets nach Infekten oder Blasenentzündungen fragen. Ist jemand häufig davon betroffen, kann er andere Medikamente verschrieben bekommen, um das Problem zu lösen."

Insgesamt gilt bei Blasenbeschwerden: Der Teststreifen, mit dem der Urologe den Urin analysiert, zeigt nicht nur eine Entzündung durch eine höhere Anzahl von Leukozyten, die Krankheitserreger abwehren. Unter anderem wird daran auch eine vermehrte Zuckerausscheidung erkennbar. "So merken wir, ob die Blasenschwäche eine Diabetes-Folge ist – und das wirkt sich auf die Behandlung aus", sagt die Kontinenz-Spezialistin. Neben einer Ultraschalluntersuchung zur Restharnbestimmung und einem sogenannten Miktionsprotokoll gibt es weiterführende Untersuchungen, um die Kapazität der Blase und ihre Funktionsfähigkeit zu beurteilen. Bei einem Miktionsprotokoll halten die Patienten fest, wie viel sie trinken und wie oft sie die Blase entleeren. "Eine Blasendruckmessung ist eine weitere Möglichkeit, Hintergründen auf die Spur zu kommen – dazu kann bei Männern auch eine vergrößerte Prostata zählen", sagt Schultz- Lampel.

Beschwerden behandeln

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diabetesbedingte Blasenprobleme in den Griff zu bekommen. Dazu gehört ein Blasentraining für Menschen, die den Füllungszustand nicht mehr richtig spüren. "Sie sollten alle zwei bis drei Stunden Wasser lassen, um ein Überlaufen der Blase zu verhindern. Wenn sich die Blase nicht richtig leert, kann man dies selbst mit einem kleinen Katheter unterstützen", erklärt Schultz-Lampel. Die Muskeln einer überaktiven Blase können sich durch Medikamente, sogenannte Anticholinergika, beruhigen lassen. Auch Injektionen mit Botulinumtoxin können helfen. "Darüber hinaus sollte man die Trinkmenge kontrollieren – pro 50 Kilogramm Körpergewicht reicht rund ein Liter am Tag", sagt die Urologin. Sie rät außerdem dazu, Gewicht abzunehmen und Stress abzubauen, um die Blasennerven zu entspannen.

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