Natascha Koch
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15.03.2021
Frauen haben deutlich häufiger mit Harnwegsinfekten zu tun als Männer. Schuld daran ist die Anatomie: Frauen besitzen eine kürzere Harnröhre als Männer, weshalb Bakterien schneller in die Blase gelangen und dort eine Entzündung verursachen können. Schätzungsweise jede zweite Frau leidet in ihrem Leben mindestens einmal darunter, 25 Prozent davon sogar mindestens drei- bis viermal im Jahr. "Bei einigen Frauen ist die Blasenschleimhaut empfindlicher und anfälliger für Infekte", erklärt die Urologin Professor Dr. Daniela Schultz-Lampel, Direktorin am Kontinenzzentrum Südwest des Schwarzwald-Baar Klinikums in Villingen-Schwenningen. Aber auch die Nähe der Harnröhre zum Anus spielt eine Rolle, die individuell unterschiedlich sein kann.
Bei Frauen, die anfällig für Harnwegsinfekte sind, spielt die Vorbeugung eine wichtige Rolle. Schultz-Lampel verrät die wichtigsten Maßnahmen, mit denen viele Patientinnen Erfolg haben.
Nach dem Sex zur Toilette gehen
Ein großer Risikofaktor für die Entstehung eines Harnwegsinfektes ist Geschlechtsverkehr. Dabei können Bakterien aus dem Darm, häufig Escherichia coli (kurz E. coli), leicht in die Harnröhre gelangen. Durch Wasserlassen nach dem Sex werden die Bakterien wieder weggespült.
Richtige Hygiene
Waschgele oder desinfizierende Lotionen für den Intimbereich empfehlen sich nicht, da dies die natürliche Vaginalflora aus dem Gleichgewicht bringt und Infekte begünstigen kann. "Warmes Wasser reicht für die Reinigung des Intimbereichs völlig aus", sagt Schultz-Lampel. Außerdem wichtig: auf der Toilette immer von vorne nach hinten abwischen, damit keine Keime in Richtung Harnröhre gelangen.
Auf die Verdauung achten
Auch eine chronische Verstopfung ist mitunter ein Wegbereiter für Harnwegsinfekte. Sie kann dazu beitragen, dass sich die Blase nicht richtig entleert, was wiederum eine Infektion begünstigt. "Wer unter Verstopfung leidet, kann diese mit Stuhlweichmachern oder Quellmitteln wie indischen Flohsamen behandeln", sagt die Urologin.
Viel trinken
Mindestens zwei Liter am Tag trinken. Das macht den Harn weniger konzentriert und trägt dazu bei, dass die Blase regelmäßig entleert wird. Bakterien stauen sich also nicht an.
Pflanzliche Medikamente
Zur Vorbeugung von Harnwegsinfekten gibt es in der Apotheke eine Reihe rezeptfreier Medikamente. Dazu zählen zum Beispiel Präparate mit Rosmarinblättern, Liebstöckelwurzel und Tausendgüldenkraut, die harntreibend und desinfizierend wirken. "Diese pflanzlichen Mittel kann man beispielsweise als Kur für vier Wochen einnehmen", sagt Schultz-Lampel. Auch Präparate mit Cranberry seien zur Prophylaxe geeignet, da sie den Harn ansäuern und das Bakterienwachstum bremsen. "Spezielle Inhaltsstoffe der Cranberry können außerdem die Flimmerhärchen der Kolibakterien hemmen, sodass diese sich nicht an der Blasenwand festsetzen", erklärt die Urologin.
D-Mannose
Dabei handelt es sich um ein Zuckermolekül, das natürlicher Bestandteil der Blasenwand ist. Wird es in erhöhter Menge aufgenommen, zum Beispiel in Form eines Trinkpulvers, lagert es sich an E.-coli-Bakterien an und kann so verhindern, dass sich die Bakterien an die Zuckermoleküle der Blasenwand festsetzen. Stattdessen werden sie beim Wasserlassen mit dem Urin ausgeschwemmt. D-Mannose erhält man rezeptfrei in der Apotheke.
Antibiotika als "Pille danach"
Tritt die Blasenentzündung vorwiegend nach dem Sex auf, hilft es manchen Frauen, im Anschluss einmalig ein Antibiotikum einzunehmen, zum Beispiel Nitrofurantoin. Dies muss vorab mit einem Arzt abgesprochen werden, damit er es verschreibt.
Östrogen lokal anwenden
Frauen in den Wechseljahren leiden häufiger an Harnwegsinfekten. Das liegt daran, dass ihr Körper weniger des Geschlechtshormons Östrogen produziert, das einen schützenden Effekt auf die Schleimhäute der Blase hat. In diesem Fall hat es sich bewährt, lokal Östrogensalben oder -zäpfchen zu verwenden, zum Beispiel mit Estriol. Viele Frauen fürchten jedoch das Risiko für Brustkrebs, das durch die Einnahme von Hormonen steigen kann. "Wird das Östrogen nur lokal angewendet, muss man hier keine Bedenken haben", sagt Schultz-Lampel.
Langzeitantibiotika oder Impfung
Helfen all diese Maßnahmen nicht, können Ärzte auch ein niedrig dosiertes Antibiotikum verschreiben, das man für mindestens sechs Monate einnimmt. Darüber hinaus gibt es auch eine Impfung mit inaktiven Bakterienstämmen, die entweder in Form von Tabletten oder als Injektion verabreicht werden. Sie sollen dem Körper helfen, bei einer Infektion schneller auf die Bakterien zu reagieren. Da die Wirkung jedoch nicht ausreichend belegt ist, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten dafür bislang nicht.
Wichtig: Nicht jede Maßnahme hat bei jeder Frau Erfolg. Treten Harnwegsinfekte immer wieder auf, ist in jedem Fall ein Besuch beim Urologen ratsam, um die Ursache festzustellen und die Infekte gezielt zu behandeln.