Wer bringt eigentlich die Weihnachtsgeschenke?

Christkind, Nikolaus, Weihnachtsmann oder am Ende doch die Eltern? Wer bringt denn nun die Weihnachtsgeschenke?

Weihnachtsmann beschenkt Kinder.
Weißer Bart und roter Mantel: der Weihnachtsmann, wie ihn die Kinder lieben.
© Christoph Hähnel - Fotolia

Wie jedes Jahr, wenn es weihnachtet, drehen sich viele Gespräche im Familienkreis um Heiligabend und die langen Wunschzettel der Kinder. Den gerne vorgebrachten elterlichen Einwand "Da hat das Christkind aber viel zu tragen" kontern die Kleinen mit Pragmatismus: "Dann soll ihm doch der Nikolaus helfen." Ob diese Art der Zusammenarbeit wirklich funktioniert, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass der Nikolaus eindeutig die älteren Rechte hat, denn der Brauch des Schenkens geht auf den Heiligen Nikolaus zurück.

Vorbild dafür sind die Legenden zweier Menschen dieses Namens: Einer soll vor etwa 1.700 Jahren als Bischof in Myra in Kleinasien, der heutigen Türkei, gelebt haben. Der andere soll 400 Jahre später Abt in Kleinasien gewesen sein, allerdings in der Stadt Sion. Viele Legenden sprechen von der Kinderliebe und Mildtätigkeit des Heiligen Nikolaus. Daraus entwickelte sich der Brauch, Kinder am Nikolaustag, dem 6. Dezember, mit kleinen Gaben zu überraschen. Kirchlicher Feiertag ist der Nikolaustag jedoch nicht mehr, denn nur noch Heilige, die nachweislich gelebt haben, sind im offiziellen Kirchenkalender vertreten.

Das Christkind erblickte erst sehr viel später das Licht der Welt: Als mit der Reformation vor knapp 500 Jahren die Heiligenverehrung abgeschafft wurde, blieb auch der Heilige Nikolaus davon nicht verschont. Da aber niemand etwas gegen den Brauch des Kinderbeschenkens einzuwenden hatte, blieb dieser bestehen, und man erfand das Christkind als Gabenbringer. Die Bescherung wurde nun kurzerhand vom Nikolaustag auf Weihnachten verlegt. Danach richteten sich in der Folge alle reformierten Länder mit Ausnahme der Niederlande. Sie standen weiterhin fest zu Nikolaus, und dieser Treue haben wir die Geburt des Weihnachtsmannes zu verdanken.

Der Weihnachtsmann kam aus USA

Dieser stets freundliche und etwas übergewichtige alte Mann mit weißem Bart, Mantel und Mütze ist erheblich jünger als das Christkind. Niederländer, die nach Amerika auswanderten, nahmen ihr Brauchtum um den Nikolaus, von ihnen "Sinte Klaas" genannt, mit in die neue Heimat. Aus Sinte Klaas wurde dort mit der Zeit "Santa Claus" oder "Father Christmas". Nach dem Ersten Weltkrieg kam diese Figur als »Weihnachtsmann« aus den USA nach Europa.

Heutzutage kann man das Zusammenleben dieser drei Gabenbringer wohl als friedliche Koexistenz bezeichnen. Laut wissenschaftlich nicht fundierten Umfragen im Bekanntenkreis des Autors tritt der Nikolaus wieder hauptsächlich an seinem angestammten Tag, dem 6. Dezember, in Aktion und hat den beiden anderen den Heiligabend überlassen. Das Christkind scheint dann vornehmlich Familien zu besuchen, die christlich orientiert sind, während der Weihnachtsmann die weniger Gläubigen beschenkt. Es geht also niemand leer aus.

Nicht überall ist am 24. Dezember Bescherung

In einigen anderen Ländern müssen die Kinder etwas mehr Geduld bis zur Bescherung aufbringen als hierzulande: In Spanien bringen beispielsweise erst die Heiligen Drei Könige am 6. Januar die Geschenke. Auch in Italien müssen die Kinder bis zum 6. Januar warten. Dort ist eine gute Hexe namens Befana für die Gaben verantwortlich.

Wer nun tatsächlich für die Geschenke sorgt, ist den Kindern meist egal. Solange etwas unter dem Baum liegt, ist ihre Weihnachtswelt in Ordnung. Und spätestens am 27. Dezember beginnt die Vorfreude auf das nächste Weihnachtsfest.

Apotheker Rüdiger Freund

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