Natascha Koch
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10.05.2021
Rheuma, Schuppenflechte und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sind Krankheiten, die durch eine Fehlreaktion des eigenen Immunsystems verursacht werden. Betroffene benötigen oft eine intensive Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten. Wie gut solche Patienten auf eine Corona-Impfung ansprechen, haben Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums Immuntherapie (DZI) am Universitätsklinikum Erlangen untersucht.
Die gute Nachricht zuerst: Die Corona-Impfung ist für Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen besser verträglich als für Gesunde. Typische Nebenwirkungen wie Reaktionen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Schüttelfrost oder Gelenkschmerzen kamen bei Patienten mit Immuntherapien deutlich seltener vor als bei Gesunden. Damit konnten die Forschenden das Gerücht entkräften, dass Patienten mit Autoimmunerkrankungen aufgrund ihres veränderten Immunsystems vielleicht eine überschießende Reaktion auf die Corona-Impfung erleiden. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Annals of the Rheumatic Diseases“ veröffentlicht.
Die weniger gute Nachricht ist, dass nicht alle Patienten mit entzündlichen Erkrankungen auch ausreichend auf die Corona-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff ansprechen und einen Immunschutz gegen SARS-CoV-2 entwickeln. Während von knapp 270 gesunden Geimpften nur einer von hundert keine neutralisierenden Antikörper gegen das Coronavirus entwickelt, ist es bei Patienten mit einer Immuntherapie hingegen einer von zehn. Im Umkehrschluss bedeute dies allerdings auch, dass die meisten Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen gut auf die Impfung ansprechen.
Einige Patienten entwickeln keine Antikörper
Interessanterweise sind die entzündungshemmenden Therapien offensichtlich gar nicht die Ursache für das verminderte Ansprechen mancher Patienten, sondern die Erkrankung an sich. Somit gibt es auch keinen Grund dafür, mit der Einnahme dieser Medikamente zum Impftermin zu pausieren.
Den Forschern zufolge sei es bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen ratsam, die Impfantwort zwei Wochen nach der zweiten Impfung zu bestimmen. Im Falle eines Nicht-Ansprechens seien dann verschiedene Wege denkbar, wobei der wohl beste eine neuerliche Impfung sei – idealerweise dann auch mit einem anderen Impfpräparat.
Quelle: DOI 10.1136/annrheumdis-2021-220461