25.07.2017
„Viele müssen, obwohl sie eigentlich nicht müssen“, sagt Dr. Reinhold Schaefer, Urologe und Geschäftsführer des Zusammenschlusses niedergelassener Urologen Uro-GmbH Nordrhein. Aufgenommene Flüssigkeit braucht in der Regel zwei Stunden bis zur Blase. Ob man kurz vorher viel getrunken hat, beeinflusse den Harndrang also nicht. Die weibliche Harnblase fasst 400 Milliliter, die männliche mit 500 Milliliter etwas mehr. Häufig kommt es aber vor, dass die Blase schon bei 200 Milliliter Füllstand bittet, sie zu entleeren. Das liegt an überempfindlichen Blasensensoren. „Medizinisch gesehen ist dies meist kein Problem, solange kein Blut im Urin, Schmerzen oder Fieber auftreten“, beruhigt Schaefer. Manche Leute müssen also einfach häufiger das stille Örtchen aufsuchen. Wer sich im Alltag trotzdem stark eingeschränkt fühlt, oder beim wem die Probleme neu auftreten, dem empfehlen Experten, einen Urologen aufzusuchen. Der Ratschlag, dem Blasendruck nicht nachzugeben ist vielleicht gut gemeint, aber nicht empfehlenswert. Harndrang sei ein Reflex, der sich nicht beeinflussen lässt. Das Fassungsvermögen zu trainieren, schade sogar und könne zu Beckenbodenkrämpfen, Schmerzen und Übelkeit führen. In extremen Fällen könne sogar die Niere darunter leiden.
Bei häufigem Harndrang auf Kaffee zu verzichten, sei den Experten zufolge nicht erforderlich. Zwei bis drei Tassen Kaffee, das entspricht 300 Milligramm Koffein, beeinflussen die Harnbildung bei regelmäßigem Konsum nicht. Erst nach einer längeren Kaffeeabstinenz könne er wieder harntreibend wirken. Allerdings führe Koffein dazu, dass die Niere stärker durchblutet wird. Dadurch kann es auch ohne großes Harnvolumen zur häufigen Entleerung der Blase kommen. Alkohol hingegen beschleunige den Gang zur Toilette, da er die Menge des sogenannten Antidiuretischen Hormons (ADH) senkt und damit die Harnproduktion erhöht.
KS