Dr. Karen Zoufal
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05.07.2021
Umfragen zufolge fühlen sich ältere Menschen heute stärker unter Zeitdruck als Personen im selben Alter es in den 1990er Jahren taten. Die Wahrnehmung der Zeit hat sich ebenfalls verändert und scheint variabler zu sein als 25 Jahre zuvor. Über die Gründe können die Forscher nur spekulieren. Sie nehmen an, dass die ständige Erreichbarkeit dazu beiträgt, auch die Vereinbarkeit von Freizeit und Ehrenämtern könnte schwieriger geworden sein oder dass sich ältere Menschen heute mehr Ziele setzen, die sie in ihrem Leben noch erreichen möchten.
„Diese Thematik gewinnt besondere Relevanz, da ältere Deutsche über das bisherige gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus arbeiten, was sie potenziell noch anfälliger für eine beschleunigte Zeitwahrnehmung machen könnte“, sagte Dr. Johanna Drewelies, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Psychologie an der Berliner Humboldt-Universität. Man weiß, dass Zeitdruck bei Berufstätigen mit einer schlechteren Gesundheit, Stress, Bluthochdruck und Anzeichen für Depressionen zusammenhängt. Ob dies auch für ältere Menschen gilt, ist derzeit noch unklar.
Für die Studie, die im Fachmagazin „The Journals of Gerontology: Series B“ erschienen ist, wurden zwei Datensätze der „Berliner Altersstudien“ ausgewertet, die Anfang der 1990er Jahre und 2010 durchgeführt wurden. In der Zwischenzeit ist das Renteneintrittsalter gestiegen. Berlin wurde ausgewählt, weil die Stadt einem großen sozialen Wandel unterlegen ist.
Quelle: DOI 10.1093/geronb/gbab094