18.11.2016
Manche Kinder haben völlig zersauste Haaren, die sich partout nicht kämmen lassen. Im Deutschen trägt das Phänomen den treffenden Namen „Syndrom der unkämmbaren Haare“ oder auch „Struwwelpeter-Syndrom“. Forscher der Universitäten Bonn und Toulouse haben jetzt Mutationen in drei Genen identifiziert, die dafür verantwortlich sind. Die Ergebnisse sind im American Journal of Human Genetics nachzulesen.
Dass Kinder nicht immer einfach zu frisieren sind, wissen wohl viele Eltern aus eigener Erfahrung. Doch mit Geduld und starken Nerven lassen sich in aller Regel auch die hartnäckigsten Knoten lösen. Doch beim „Syndrom der unkämmbaren Haare“ haben Bürste oder Kamm dagegen nicht den Hauch einer Chance. Die Betroffenen haben extrem krause, trockene, meist hellblonde Haupthaare mit charakteristischem Glanz, die sich jeder Anstrengung, sie zu bändigen, widersetzen. Am ausgeprägtesten sind diese Symptome in der Kindheit und lassen dann mit der Zeit nach. Im Erwachsenenalter lassen sich die Haare meist mehr oder weniger normal frisieren.
Über die Ursachen ist bislang so gut wie nichts bekannt. Das wollten die Forscher um Professor Dr. Regina Betz vom Institut für Humangenetik der Uni Bonn ändern und führten daher Experimente mit Zellkulturen durch. Es zeigte sich, dass bei Menschen mit dem Struwwelpeter-Syndrom drei Gene eine Rolle spielen, die für die Struktur der Haare wichtig sind: Sie tragen die Kürzel PADI3, TGM3 und TCHH. Ist nur eines dieser drei Gene mutiert, führe dies zu den charakteristischen widerspenstigen Haaren, die für das Struwwelpeter-Syndrom so typisch sind. Aus ihren Ergebnissen konnten die Forscher auch eine gute Nachricht ableiten: Im Gegensatz zu anderen Haar-Anomalien, die manchmal mit schweren Begleiterkrankungen einhergehen, tritt das Struwwelpeter-Syndrom meist isoliert ohne weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen auf. Die unkämmbaren Haare seien zwar lästig und möglicherweise auch eine psychische Belastung, sagt Betz. Ansonsten müssten sich Betroffene aber keine Sorgen machen.
NK