Wer sich die Liste der Inhaltsstoffe auf der Zahnpasta in Ruhe durchliest, kann den Zuckeraustauschstoff Xylitol finden. Er verleiht der Zahncreme einen süßen Geschmack und hat dabei noch den positiven Nebeneffekt, dass er Karies verhindert. Andere Bezeichnungen für diesen natürlichen Zuckeraustauschstoff lauten Xylit oder E 967. In geringen Mengen ist er in vielen Gemüsearten und Früchten enthalten. Zudem kommt er in der Rinde verschiedener Bäume, zum Beispiel der Birke, vor, aus der er industriell gewonnen wird. Xylitol süßt genauso stark wie gewöhnlicher Haushaltszucker, enthält dabei aber 40 Prozent weniger Kalorien. Da es den Blutzuckerspiegel nicht erhöht, eignet es sich auch für Diabetiker.
Kariesbakterien aushungern
Der menschliche Körper produziert ebenfalls Xylitol als Zwischenprodukt des Zuckerstoffwechsels in der Leber. Als körpereigener Stoff ist er daher gut verträglich und kann auch in größeren Mengen verzehrt werden. Xylitolmengen von 50 bis 70 Gramm pro Tag oder mehr können jedoch Durchfall verursachen. Die Wirkung von Xylitol entdeckten finnische Wissenschaftler schon in den 1970er-Jahren. In der "Turku-Zuckerstudie" senkte der regelmäßige Verzehr von Xylitol-haltigen Lebensmitteln das Kariesrisiko um 85 Prozent. Karies entsteht durch den Angriff von verschiedenen Bakterienarten auf den Zahnschmelz. Die Keime wachsen auf der Zahnoberfläche und bilden einen Belag. Dort bauen sie dann Zucker aus der Nahrung zu Säuren ab, die Mineralien aus dem Zahnschmelz herauslösen.
Genau hier greifen die zahnschützenden Eigenschaften des Xylitols: Die Substanz hungert die Kariesbakterien aus. Diese können Xylitol nicht verwerten und sterben ab. Dadurch werden weniger zahnschädigende Säuren freigesetzt. Zusätzlich schwächt Xylitol die Haftkraft der Bakterien auf der Zahnoberfläche. Sie werden mit dem Speichel weggespült oder beim nächsten Zähneputzen einfach weggebürstet.
Auch der Nachwuchs profitiert
Mit dem Xylitolverzehr kann man auch die Zähne seiner Kinder schützen. Laut einer finnischen Studie senken Mütter, die Xylitolkaugummis kauen, das Kariesrisiko ihrer Kinder deutlich. Der Grund hierfür: Neugeborene kommen ohne Bakterien in der Mundhöhle zur Welt. Die Karieskeime erhalten sie dann von ihren Eltern – durch Küssen, Ablecken des Schnullers oder gemeinsames Benutzen von Besteck. Je niedriger die Keimzahl im Speichel der Mutter, desto geringer ist auch die Ansteckungsgefahr für das Kind.
Schon etwa sechs Gramm Xylitol pro Tag reduzieren Zahnbelag und Säureproduktion nachweislich. Diese Menge entspricht ungefähr sechs Xylitolkaugummis. Am besten kaut man sie über den Tag verteilt jeweils nach dem Essen. In Kaugummiform wirkt Xylitol am effektivsten. Darüber hinaus ist der Zuckeraustauschstoff in speziellen Süßigkeiten und Zahnpflegeprodukten enthalten. Seit Kurzem gibt es Xylitol auch als reines Pulver in der Apotheke, das wie Zucker verwendet werden kann: zum Süßen von Getränken, zum Kochen und Backen. Für ein Naschen ohne Reue.