13.06.2014
Jeder sechste Hodenkrebspatient erhält eine effektivere Therapie, wenn sein behandelnder Arzt nach der Diagnose eine zweite Meinung einholt. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des Universitätsklinikums Ulm im Rahmen einer Studie.
Bei dem erforschten Projekt „Zweitmeinung Hodentumor“ schickt der behandelnde Arzt, der eine bösartige Geschwulst im Hoden eines Patienten entdeckt, seine Untersuchungsergebnisse und seinen Therapieplan an Experten der Deutschen Hodentumorstudiengruppe. Innerhalb von 48 Stunden erhält er eine Antwort auf seine Therapieanfrage. Hierdurch ergeben sich sowohl für den Patienten als auch für den Arzt Vorteile. Zum einen die schnelle Bearbeitungszeit. Die Ärzte müssen nicht fürchten, ihre Patienten an einen anderen Arzt zu verlieren. Zum anderen und noch wichtiger ist Therapiesicherheit für die Betroffenen durch die Zweitmeinung.
Zwischen 2006 und 2011 untersuchten die Ulmer Wissenschaftler fast 1000 Fälle, bei denen eine zweite Meinung eingeholt wurde. Bei fast 40 Prozent der Patienten ergaben sich Unterschiede zwischen Therapieplan des Anfragenden und Zweitmeinung eines Hodentumorexperten. Während bei jedem sechsten Betroffenen die ursprüngliche Therapieplanung aufgrund der Zweitmeinung verändert wurde, konnte bei jedem vierten Patienten die Medikamentendosis sogar verringert werden. „Weniger Medikamente bedeuten eine geringere Belastung für den Betroffenen und eine Steigerung der Lebensqualität“, so Schrader. Das Modell könnte zukünftig auch auf andere Krebsarten angewendet werden. Die Deutsche Krebshilfe hat das Projekt mit 235.000 Euro gefördert.
JW