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Coronavirus: Pneumokken-Impfstoff für Risikopatienten

PZ/NK  |  26.03.2020

Einen Impfstoff gegen das neue Coronavirus gibt es bislang nicht. Angesichts der schnellen Verbreitung des Virus hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn jedoch allen Personen ab 60 Jahren empfohlen, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen. Dabei handelt es sich um Erreger, die die Lunge angreifen können. Viele Bürger sind diesem Rat gefolgt, was allerdings dazu geführt hat, dass der Impfstoff in Deutschland knapp geworden ist.

Um sich vor möglichen Komplikationen zu schützen, empfehlen Experten eine Impfung gegen Pneumokokken.
Um sich vor den Komplikationen einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen, empfehlen Experten eine Impfung gegen Pneumokokken.
© iStock.com/KatarzynaBialasiewicz

Die Pneumokokken-Impfung empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) allen Menschen über 60 Jahren und chronisch Kranken. Bei den Impfstoffen Pneumovax 23 und Prevenar 13 kam es in den vergangenen Wochen jedoch zu Lieferschwierigkeiten. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat darauf reagiert und offiziell im Bundesanzeiger für diese Medikamente den Versorgungsengpass ausgerufen, da "eine Infektion mit Pneumokokken für besondere Personengruppen, insbesondere in Verbindung mit einer Erkrankung an COVID-19, eine lebensbedrohliche ­Erkrankung darstellen kann." Durch den Mangel an Impfstoffen könne die Impfung der betroffenen Personengruppen entsprechend den Empfehlungen der STIKO ist derzeit nicht flächendeckend sichergestellt werden, heißt es im Bundesanzeiger.

Durch den Ausruf des Versorgungsengpasses können die zuständigen Behörden der Länder nun leichter Nachschub beschaffen, etwa aus dem Ausland. Die wenigen Dosen Pneumokokken-Impfstoff, die aktuell immer wieder verfügbar sind, sollen jetzt vor allem Risikogruppen erhalten. Dazu zählen Patienten mit Immundefizienz, Senioren ab dem Alter von 70 Jahren sowie Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen.

Was haben Pneumokokken mit Covid-19 zu tun?

Warum gehen Mediziner überhaupt davon aus, dass eine Pneumokokken-Impfung einen schweren Verlauf von Covid-19 verhindern kann? Das erklärt der Virologe Professor Dr. Christian Drosten von der Charité in Berlin in einem Podcast auf „NDR Info“. Von der Grippe sei bekannt, dass die auslösenden Influenzaviren die Immunzellen der Lunge stören, sodass das Risiko für eine nachfolgende bakterielle Lungenentzündung steige. Häufig seien dies Bakterien, in der Regel Pneumokokken, die ohnehin im Rachen vorhanden seien und aufgrund der Immunstörung Überhand gewinnen könnten. An dieser klassischen Lungenentzündung „sterben die meisten in der Influenza-Infektion“, sagte Drosten.

SARS-CoV-2 sei zwar kein Influenzavirus, befalle aber auch die Lunge. Daher sei es eine logische Überlegung, so der Virologe, sich durch eine Pneumokokken-Impfung gegen eine mögliche folgende Lungenentzündung zu schützen. Diese trete bei SARS-CoV-2-Infektionen nach bisherigen Daten zwar seltener auf als bei der Grippe. „Aber dennoch ist es nicht schädlich, diese Impfung zu machen, wenn man sich gegen Eventualitäten schützen will“, betonte Drosten.

Macht die Grippeimpfung jetzt noch Sinn?

Auch eine saisonale Grippeimpfung sei Drosten zufolge jetzt für Risikogruppen noch sinnvoll, obwohl die Grippewelle gerade auslaufe und der Aufbau des Immunschutzes in der Regel zwei Wochen benötige. Aber gerade mit einer zusätzlichen Grippeimpfung im Herbst sei man für die kommende Grippesaison, in der das Pandemievirus immer noch kursieren werde, besonders gut geschützt, so Drosten. Empfohlen wird die Grippeimpfung für bestimmte Risikogruppen. Neben den Älteren und chronisch Kranken sind dies auch Schwangere und das medizinische Personal.

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