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Coronavirus: Antikörper-Schnelltests noch ungenau

14.04.2020

Antikörper-Schnelltests, seien derzeit noch ungenau und nicht geeignet, eine durchgemachte Covid-19-Erkrankung zweifelsfrei zu belegen. Das sagen Experten aus Apothekerschaft und Labormedizin. Die Testkapazität für direkte Nachweise des Coronavirus SARS-CoV-2 sei in Deutschland dagegen bereits hoch, werde aber noch nicht voll ausgeschöpft, betont der Fachverband der Akkreditierten Labore in der Medizin.

Die medizinischen Laboratorien in Deutschland arbeiten derzeit unter Hochdruck.
Die medizinischen Laboratorien in Deutschland arbeiten derzeit unter Hochdruck.
© iStock.com/Eugeneonline

Sich selbst auf eine Infektion mit Coronaviren zu testen, ist bislang nicht zuverlässig möglich. Selbsttests auf Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Virus könnten leicht zu Fehlinterpretationen führen. Solche Tests weisen nach, ob ein Patient bereits Covid-19 durchgemacht hat. Das Immunsystem bildet dann spezielle Abwehrstoffe gegen den Erreger, sogenannte Antikörper, die der Test erkennt.

"Apotheker klären ihre Patienten über die Grenzen der Testsysteme auf. Wer den Verdacht hat, an Covid-19 erkrankt zu sein, sollte sich an das zuständige Gesundheitsamt wenden. Ein Antikörper-Schnelltest kann einen laboranalytischen Test nicht ersetzen“, sagt Professor Dr. Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker.

Antikörpertests sind nur bedingt geeignet, eine Infektion zu erkennen. Der Körper bildet in der Regel erst nach 14 Tagen spezifische Antikörper gegen das Virus. Deshalb kann bei einem Antikörpertest, der negativ ausfällt, nicht davon ausgegangen werden, dass der Patient nicht infektiös ist. Schulz: "Eine Gefahr ist, dass sich Patienten bei einem negativen Testergebnis in falscher Sicherheit wiegen und die Hygienemaßnahmen wie zum Beispiel häufiges Händewaschen oder das Abstandhalten vernachlässigen. Das wäre fatal.“

Schnelltests auch bei anderen Coronaviren positiv

Antikörper-Schnelltests seien bereits in großem Maßstab verfügbar, erklärte Professor Dr. Jan Kramer, Vorstand im Fachverband der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM), auf einer Pressekonferenz. Von ihrem Einsatz raten aber auch die ALM und andere Fachgesellschaften dringend ab, da die Testqualität häufig sehr fraglich sei und die Produkte keine Zertifizierung hätten. Zuletzt hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor gefälschten medizinischen Tests in diesem Bereich der Labordiagnostik gewarnt.

In einigen Laboren würden derzeit Antikörpertests nach der ELISA-Methode eingeführt, zum Teil auch schon zertifizierte, sagte Kramer. Diese Antikörpertests seien aber laut Kramer noch nicht genau und empfindlich genug, um eine Immunität feststellen zu können: Sie sprechen nicht nur bei SARS-CoV-2 an, sondern auch auf andere, harmlose Coronaviren. Das werde sich jedoch in den nächsten vier Wochen verbessern, zeigte sich Kramer optimistisch.

Test-Kapazität in Deutschland noch nicht ausgeschöpft

In Deutschland wurden seit Anfang März in mehr als 100 medizinischen Laboren insgesamt 1,06 Millionen Tests auf das neue Coronavirus durchgeführt. Diese Daten der ALM stellte Dr. Michael Müller, erster Vorsitzender ALM, vor. Im Vergleich zur letzten Erhebung sei dabei die Zahl der Tests pro Woche auf 332.414 Tests weiter angestiegen. Und auch die Testkapazität für die laufende Woche wurde abermals angehoben auf jetzt 100.000 Tests pro Tag – allein in den Laboren, die an der Datenerhebung teilnehmen. "Im internationalen Vergleich testet Deutschland sehr, sehr viel", sagte Müller. "Und die Testkapazitäten reichen noch aus."

100.000 Tests sind bundesweit pro Tag und damit etwa 500.000 Tests pro Woche möglich, so Müller. Diese Kapazität werde derzeit aber nicht ausgeschöpft, wie die Zahlen belegten. Warum ist das so? Evangelos Kotsopoulos, Vorstand im AML, vermutete, dass hier die stringent formulierten Vorgaben des Robert Koch-Instituts zum Tragen kämen, wann eine Person getestet werden sollte. Dazu kämen die häufigen Aufforderungen, unnötige Testungen zu vermeiden.

Die absolute Menge an Tests hänge aber auch vom Nachschub an benötigten Reagenzien und ähnlichen Verbrauchsmaterialien ab, die zeitweise in einzelnen Laboren knapp waren. Obwohl die Testkapazität in Deutschland noch ausreiche, versuche man trotzdem, sie für die Zukunft weiter auszubauen. Neben Deutschland arbeiteten aber viele Länder weltweit daran, was sich auf die Situation mit den Verbrauchsmaterialien nicht positiv auswirken werde.

chj/<link https: www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ/ABDA/RF

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