Die deutschen Pharmaunternehmen könnten bis 2015 theoretisch 188 neue Arzneistoffe auf den Markt bringen. "Mehr als 130 Krankheiten sollen in den nächsten vier Jahren besser behandelbar werden", sagte Dr. Wolfgang Plischke, Vorsitzender des Verbands forschender Pharmaunternehmen (VfA) in Berlin.
Nach einer verbandsinternen Erhebung wird jeder dritte Arzneistoff, der bis 2015 auf den Markt kommen soll, zur Krebsbehandlung sein, nur 11 Prozent gegen Herz-Kreislauf-Leiden. Nachdem auf dem Gebiet der Antibiotika lange kaum etwas passiert ist, sollen bald mehrere neue Wirkstoffe gegen multi-resistente Krankenhauskeime (MRSA) verfügbar sein, allerdings aus altbekannten Klassen der Cephalosporine, Tetrazykline und Glykopeptide. Auch vier neue Mittel gegen Tuberkulose sind in der Pipeline. Bei den Virustatika sind gleich zehn Mittel gegen Hepatitis C in der Erprobung.
Weitere Forschungsgebiete sind unter anderem Diabetes, Schmerzen, psychische und neurologische Erkrankungen, COPD und Osteoporose. Aber auch gegen seltene Erkrankungen könnten laut VfA theoretisch in den kommenden vier Jahren bis zu 38 neue Substanzen auf den Markt kommen.
Rechnet man auch Projekte mit ein, die bekannte Wirkstoffe in neuen Indikationen oder Applikationsformen erproben, darf auf 359 Neuzulassungen gehofft werden; davon allein 116 im Bereich Krebs. Mittlerweile führen die Unternehmen bei 40 Prozent der Entwicklungsprojekte auch pharmakogenetische Studien durch. So können Medikamente sehr spezifisch mit höheren Heilungschancen eingesetzt und ein Therapieversagen verhindert werden.
Der Großteil der Stoffe wird immer noch chemisch synthetisiert (65 Prozent). Nur 5 Prozent gewinnt die Industrie aus Naturstoffen. Dafür stellt sie mittlerweile 28 Prozent der Arzneimittel gentechnisch her.
PZ/JPL