Welchen Stellenwerte hat die Verhütung für Diabetikerinnen?
Haak: Für Frauen mit Diabetes ist eine sichere Verhütungsmethode besonders wichtig, beziehungsweise eine Schwangerschaft sollte im Hinblick auf die Stoffwechseleinstellung sorgfältig geplant werden. Schlechte Blutzuckerwerte können in den ersten Schwangerschaftswochen zu Missbildungen beim Kind führen. Auch im weiteren Verlauf der Schwangerschaft ist eine gute Einstellung wichtig. Die Kinder werden über die Plazenta der Mutter mit Nährstoffen versorgt. Ein Überangebot an Blutzucker führt zu großen, aber nicht ausgereiften Kindern.
Manchmal sind zum Beispiel die Atemwege noch nicht ausgereift, und die Kinder müssen nach der Geburt künstlich beatmet werden. Wegen der beachtlichen Größe der Kinder ist oft ein Kaiserschnitt notwendig.
Welche Verhütungsmethoden kommen infrage?
Haak: Da gibt es grundsätzlich keinen Unterschied zwischen Diabetikerinnen und stoffwechselgesunden Frauen. Der Frauenarzt wählt individuell und zusammen mit der Frau eine geeignete Methode, die bezüglich Hormongehalt und -zusammensetzung am besten geeignet ist. Sicher verhüten kann eine Frau zum Beispiel mit Pille, Verhütungsring, Hormonpflaster, Dreimonatsspritze oder Spirale. Verhütet die Frau mit Pille, Verhütungsring oder Hormonpflaster, muss gerade bei Diabetikerinnen das erhöhte Thromboserisiko beachtet werden. Da Rauchen dieses Risiko noch zusätzlich erhöht, sollten Zigaretten tabu sein.
Verhütungsringe werden in die Scheide eingeführt und alle vier Wochen ersetzt. Sie geben ständig kleine Hormonmengen ab. Auch Hormonpflaster funktionieren so. Sie werden auf die Haut geklebt, zum Beispiel auf Bauch oder Oberarme. Eine Spirale kann viele Jahre in der Gebärmutter bleiben, bevor sie ersetzt werden muss. Das Einsetzen ist mit einem mechanischen Verletzungsrisiko verbunden. Eine gut eingestellte Diabetikerin muss jedoch kein erhöhtes Infektionsrisiko befürchten. Generell werden Spiralen gerne denjenigen Frauen empfohlen, die keinen Kinderwunsch mehr haben. Nicht zu verhüten und auf die "Pille danach" zu setzen, ist keine gute Strategie. Denn die "Pille danach" bedeutet eine hohe hormonelle Belastung für den Körper.
Welche Methoden sind ungeeignet?
Haak: Alle Methoden, die einen hohen Pearl-Index haben, sind ungeeignet. Dieser Index spiegelt die Zuverlässigkeit der Methode wider. Je niedriger der Pearl-Index, desto sicherer die Methode. Kondome, spermizide Gele oder ein Diaphragma sind weniger zuverlässig wie hormonelle Verhütungsmittel. Das gilt auch für Methoden, die die fruchtbaren Tage ermitteln, zum Beispiel die Temperaturmessung oder die Hormonbestimmung des Urins.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Apothekerin Christina Brunner.