28.01.2016
Derzeit ist es möglich, HI-Viren mit Hilfe von Medikamenten soweit zu unterdrücken, dass sie im Blut der meisten Patienten nicht mehr nachweisbar sind. Es handelt sich dabei jedoch um eine lebenslange Therapie, denn die Krankheitserreger sind in der Lage, den Wirkstoff-Angriff zu überdauern – und das offenbar nicht so tatenlos, wie oft gedacht. Wie ein Team internationaler Wissenschaftler unter Leitung der Northwestern University in den USA entdeckte, vermehren sich HI-Viren im Lymphgewebe von Patienten weiter, selbst wenn sie dank einer Therapie im Blut nicht mehr nachweisbar sind. Das Lymphgewebe ist demnach eine Art Rückzugsort für die Viren und stellt ein Virenreservoir dar, das durch die ständige Vermehrung der Viren stets aufgefüllt wird. Von diesen Rückzugsorten ausgehend können immer wieder neu infizierte Zellen in den Blutkreislauf gelangen, so das Ergebnis, das in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde.
Bisher gingen die meisten Wissenschaftler davon aus, dass dieses Virenreservoir aus langlebigen, infizierten Zellen besteht, die sich in einer Art Ruhezustand befinden, statt aus immer neu infizierten Zellen. Die neuen Erkenntnisse liefern nun eine Erklärung dafür, warum es mit bisherigen Therapien noch nicht gelungen ist, die Krankheit vollständig zu besiegen. So ist den Forschern zufolge etwa die Konzentration der Medikamente im Lymphgewebe geringer als im Blut. Die Herausforderung sei nun, virentötende Medikamente in effektiven Mengen zu allen Orten im Körper zu bringen, in denen sich die Viren vermehren können, schreiben die Wissenschaftler. Medikamente, die in die neu entdeckten Rückzugsgebiete der Viren eindringen können, seien eine Voraussetzung für die Eliminierung der Virenreservoirs und ein erster Schritt in Richtung einer Heilung.
HH