ZOU
|
02.12.2021
Rezeptfreie Antihistaminika, die oft in der Heuschnupfenzeit zum Einsatz kommen, könnten die Therapie bei Krebspatienten verbessern, die eine Immuntherapie mit PD-1-Hemmern bekommen: Menschen mit wenig Histamin im Blut sprachen dreimal häufiger auf die Krebstherapie an als Patienten mit hohen Histamin-Werten, die bei einer Allergie ausgeschüttet werden. Die Forscher, die ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Cancer Cell“ veröffentlicht haben, folgern daraus, dass es sinnvoll wäre, den Histamin-Spiegel vor dem Beginn einer Immuntherapie zu untersuchen und bei Bedarf zusätzlich Antihistaminika als Wirkverstärker einzusetzen.
Die Entdeckung machten die Forscher, als sie in Patientenakten nach Zusammenhängen von 40 gängigen Medikamenten und der Wirksamkeit von PD-1-Hemmern suchten, die zur Immuntherapie gegen Krebs eingesetzt werden. Dabei beobachteten sie, dass die Einnahme von H1-Antihistaminika der zweiten Generation (Allergiemedikamente mit den Wirkstoffen Cetirizin, Loratadin und Fexofenadin) bei Patienten, die eine Immuntherapie erhielten, mit einer höheren Überlebensrate verbunden war.
Durch Genanalysen stellen sie fest, dass bei Patienten, die trotz guter Voraussetzungen schlecht auf die Immuntherapie angesprochen hatten, ein Zusammenhang mit dem Histaminrezeptor 1 bestand, der durch H1-Antihistaminika blockiert wird. „Wir waren überrascht, dass fast alle von uns getesteten Krebszellen im Vergleich zu normalen Zellen eine signifikant erhöhte Histamin-Ausschüttung aufweisen. Wir hatten keine so beeindruckende unterdrückende Wirkung auf die Antitumor-Immunität erwartet“, sagte Studienautor Yi Xiao von der Universität Texas. Bevor Antihistaminika als Wirkverstärker in der Krebstherapie eingesetzt werden können, sind aber weitere klinische Studien erforderlich, die die Forscher jetzt angehen wollen.
Quelle: DOI 10.1016/j.ccell.2021.11.002