Dr. Frank Schäfer
Menschen können bis ins hohe Alter an Allergien leiden, die sie schon seit Jugendjahren haben. Aber auch im Alter kommen möglicherweise neue Allergieauslöser hinzu oder es treten erstmals allergische Beschwerden auf. Darauf weisen unter anderem Untersuchungen aus Österreich hin. Sie zeigen, dass ältere Menschen zunehmend auf Auslöser allergisch reagieren, die es in ihrer Umgebung früher nicht gab, wie etwa Pollen des beifußblättrigen Traubenkrauts. Die Beschwerden können im Alter mitunter sogar ausgeprägter sein als in jungen Jahren, wie eine italienische Studie bei Pollenallergikern zeigte.
Für die Allergiebehandlung ist es laut Professor Dr. Klaus F. Rabe, Chefarzt an der Lungenklinik Großhansdorf bei Hamburg, "zunächst wichtig, auch beim älteren Menschen die Möglichkeit einer Allergie in Betracht zu ziehen und zu testen, was sie genau auslöst. Der zweite Punkt: Es gibt manchmal vermeidbare Ursachen, das heißt Allergieauslöser, die man aus dem persönlichen Lebensumfeld entfernen kann, etwa durch die Sanierung schimmeliger Hauswände oder die Entfernung von Zimmerpflanzen wegen Schimmelpilzen in der Blumenerde. Und auch gegen Hausstaubmilben-Allergien kann man Maßnahmen ergreifen, wie milbendichte Bettbezüge zu verwenden oder alte Daunendecken zu ersetzen. Auch die Haltung bestimmter Haustiere muss man überdenken, etwa bei einer Tierhaarallergie." Dazu kommen vielfältige Maßnahmen zum Pollenschutz.
Was man nach Ansicht von Experten bei älteren Menschen mit allergietypischen Beschwerden wie Husten und Luftnot nicht vergessen darf, ist der Umstand, dass diese Symptome auch bei anderen schweren Erkrankungen vorliegen können, die typischerweise erst im Alter auftreten. Das kann beispielsweise eine Herzschwäche sein genauso wie eine mit Luftnot und sogar Lungenschäden verbundene Dauerbronchitis.
Therapie bei allergischen Beschwerden
Zur Arzneitherapie von Allergiebeschwerden kommen bei älteren Menschen
im Wesentlichen die Medikamente zum Einsatz, die auch jüngeren
Allergikern helfen. Gegen akute Beschwerden wirken Antihistaminika in
Tablettenform, als Nasenspray oder als Augentropfen. Neuere Substanzen
sind dabei empfehlenswerter, da ältere Wirkstoffe gerade Senioren Probleme
bereiten können. Zur langfristigen Behandlung gibt es kortisonartige Arzneistoffe, die lokal eingesetzt werden, also im Wesentlichen nur dort, wo die Beschwerden auftreten. Da ältere Menschen neben antiallergischen Mitteln noch gegen viele andere Leiden Medikamente einnehmen, können Wechselwirkungen auftreten. Apotheker und Ärzte beraten dazu.
Auch bei älteren Patienten ist die sogenannte Hyposensibilisierung erfolgreich. Dabei verabreicht der Arzt dem Patienten in längeren Abständen den Allergieauslöser, und zwar in winzigen, aber dennoch steigenden Dosierungen, und das für etwa drei Jahre. Mit der Zeit reagiert der Körper weniger stark, im besten Falle gar nicht mehr darauf. Sinnvoll und wichtig ist die Hyposensibilisierung besonders bei Allergieauslösern, die sich kaum vermeiden lassen, wie Blütenpollen. Vor dieser auch als Allergie-Impfung bezeichneten Therapiemethode sollte man sich in jedem Fall von einem Arzt beraten lassen, der auf die Behandlung von Allergien spezialisiert ist.