14.06.2016
Demenzerkrankungen, wie sie bei Alzheimer oder zum Teil im Zuge der Parkinson-Krankheit auftreten, hinterlassen messbare Eiweiß-Spuren – und zwar im Gehirn, aber auch im Blut. Die Menge dieser Proteine kann einer neuen Studie zufolge Auskunft über den Demenzverlauf geben.
Demenzerkrankungen sind oft mit der Beschädigung von Nervenzellen verbunden. Wissenschaftlern aus Tübingen und Basel gelang es nun, bestimmte fadenförmige Proteine zu identifizieren, die bei diesem Prozess freigesetzt werden. Wie die Forscher in der Fachzeitschrift Neuron berichten, ließen sich diese sogenannten Neurofilamente in der Hirnflüssigkeit nachweisen sowie in geringerer Konzentration auch im Blut. In Versuchen mit Mäusen mit Erkrankungen der Hirnnerven hatte sich gezeigt, dass die Konzentration dieser Proteine in Gehirnflüssigkeit und Blut in engem Zusammenhang stehen. Die Messwerte waren zudem umso höher, je weiter die Hirnschäden vorangeschritten waren, berichten die Forscher. Wurden die krankhaften Veränderungen der Versuchstiere verstärkt oder gezielt gebremst, so stieg oder sank die Konzentration der Neurofilamente. Bei Patienten mit Erkrankungen wie Parkinson oder Demenz standen die Messwerte im Blut und in der Gehirnflüssigkeit ebenfalls in starker Beziehung zueinander und lagen zudem höher als bei gesunden Personen.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich mit der Bestimmung der Neurofilament-Konzentration der Krankheitsverlauf verfolgen lässt“, sagt PD Dr. Jens Kuhle von der Universität Basel. Dies sei insbesondere für die Entwicklung neuer Therapien wichtig. Zum einen ließen sich Ergebnisse aus Tierversuchen besser auf klinische Studien übertragen und mit ihnen vergleichen. Darüber hinaus könne auf eine Untersuchung der Gehirnflüssigkeit verzichtet werden, da die Blutwerte zuverlässig Auskunft über den Zustand der Nervenzellen im Gehirn gäben. Diese werde von Betroffenen oft als belastend erlebt und sei nicht beliebig wiederholbar. „Wenn wir in Zukunft mit einfachen Blutproben auskommen, wäre das besonders wichtig für klinische Studien“, erläutert Kuhle. Damit ließe sich bei Patienten unkompliziert und zuverlässig nachweisen, ob ein Medikament schützend oder therapeutisch wirksam sei.
HH