24.11.2016
Der neue Wirkstoff Solanezumab, der als hoffnungsvoller Kandidat für ein Medikament gegen die Alzheimer-Krankheit galt, hat in einer großen Studie enttäuscht. Er konnte den Gedächtnisabbau bei Patienten nicht verlangsamen. Der Hersteller, das US-Pharmaunternehmen Eli Lilly, gab bekannt, dass es aus diesem Grund keine Zulassung für den Wirkstoff als Arzneimittel bei milder Demenz vom Alzheimer-Typ beantragen möchte.
Der Wirkstoff galt als Hoffnungsträger für die Alzheimer-Forschung, denn vorherige Studienergebnisse hatten noch vielversprechend ausgesehen. Auch das Sicherheitsprofil erschien geeignet für einen breiten Einsatz. Der Hersteller will nun in weiteren Studien prüfen, ob die Entwicklung von Solanezumab gegen andere Alzheimer-Vorstufen weitergehen soll. Die Hauptschwierigkeit liegt dabei darin, dass die Erkrankung vermutlich schon zwanzig und mehr Jahre vor Auftreten der ersten Symptome beginnt. Außerdem ist immer noch nicht endgültig bewiesen, welche Mechanismen hinter dem geistigen Abbau stecken.
Nach der sogenannten Amyloid-Hypothese, entwickelt sich die Alzheimer-Krankheit, weil sich bestimmte Eiweißstoffe, die Amyloide, in den Hirnnervenzellen anreichern und dort Schaden anrichten. Forscher gehen davon aus, dass die geistige Leistung intakt bleibt, wenn man diese Eiweiß-Ablagerungen rechtzeitig verhindert. Der Wirkstoff Solanezumab tut genau das: Er bindet lösliche Amyloid-Eiweiße im Blut sowie in Hirn- und Rückenmarkflüssigkeit. Das reicht aber offenbar nicht aus, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, da das Gehirn nicht in ausreichendem Maß erreicht wird. Möglicherweise wirkt Solanezumab daher nur in ganz frühen Alzheimer-Stadien und könnte zum Beispiel bei Menschen mit hoher genetischer Belastung eingesetzt werden. Andere Wissenschaftler halten die Amyloid-Hypothese für überholt und vermuten, dass andere Mechanismen hinter der Entwicklung von Alzheimer stecken.
dh/PZ/RF