16.02.2012
Dass das Längenverhältnis von Zeige- zu Ringfinger mit der Kopfform zusammenhängt, hatte die Forschungsgruppe um Katrin Schäfer vom Department für Anthropologie der Universität Wien schon in früheren Versuchen bei Erwachsenen, vor allem Männern, zeigen können. Jetzt untersuchten die Forscher Jungen zwischen vier und elf Jahren. Das Ergebnis: Jungen mit einem längeren Ringfinger im Verhältnis zum Zeigefinger hatten eine niedrigere Stirn und einen breiteren Unterkiefer. Jungen, bei denen das Verhältnis von Zeige- zu Ringfingerlänge größer war, hatten eine grazilere Kopfform. Die Wissenschaftler wiesen damit nach, dass schon im Kindesalter ein Zusammenhang zwischen Gesichtsform und Fingerlängenverhältnis besteht.
Das Verhältnis von Zeige- zu Ringfinger gilt als Richtmaß für die hormonelle Umgebung innerhalb der Gebärmutter. Hier gilt: Je länger der Ringfinger im Verhältnis zum Zeigefinger ist, desto höher war die Konzentration von Testosteron, der der Fötus in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft ausgesetzt war. Bisher sei man davon ausgegangen, dass der Zusammenhang von Testosteron und Gesichtsform vorgeburtlich "organisiert" und erst in der Pubertät "aktiviert" werde, sagte Schäfer. Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass diese Ausprägung bei Jungen schon vor der Pubertät besteht.
Damit spielt indirekt auch die Länge der Finger eine Rolle, wie jemand wahrgenommen wird. Männer mit kleinerem Fingerlängenverhältnis und robusterer Gesichtsform gelten oft als männlicher und dominanter als jene, mit einem größeren Fingerlängenverhältnis, erklärte die Studienleiterin. Auch Jungen könnten demzufolge allein aufgrund ihrer Gesichtsform – und Fingerlängen – unterschiedlich beurteilt und behandelt werden, so ihre These.
HH