26.05.2014
Ein einsames Parkhaus, Dunkelheit, Schritte hinter einem: Da klopft manch einem das Herz schneller und es entsteht ein mulmiges Gefühl. Alles nur eine Sache des Kopfes? Keineswegs. Aus einer Schweizer Studie geht hervor, dass der Bauch bei Angstgefühlen mitredet.
Urs Meyer von der ETH Zürich und seine Kollegen konnten in Versuchen mit Ratten nachweisen, dass nicht nur das Gehirn Vorgänge in der Bauchhöhle kontrolliert, sondern der Bauch auch Signale zurück ans Gehirn sendet. Im Zentrum dieses Zwiegesprächs zwischen Gehirn und Bauchraum stehe der Vagusnerv, der Signale über jeweils unterschiedliche Nervenbahnen in beiden Richtungen – vom Gehirn an die inneren Organe und umgekehrt vom Bauch ans Gehirn – übermittele, erläutern die Forscher. Aus diesem Kommunikationsweg machten die Wissenschaftler eine Einbahnstraße, indem sie die Nervenleitung vom Bauch zum Gehirn kappten. Das Gehirn der Versuchstiere konnte also weiterhin Prozesse im Bauchraum steuern, erhielt aber keine Nachrichten mehr von dort.
Das Resultat: Ohne Bauchgefühl waren die Tiere furchtloser, wie die Forscher im Fachmagazin The Journal of Neuroscience berichten. Die Ratten hatten weniger Scheu vor offenen Flächen und hellem Licht als Kontrolltiere mit intaktem Vagusnerv. "Das angeborene Angstverhalten scheint deutlich durch Signale vom Bauch ans Gehirn beeinflusst zu werden", sagt Meyer. Ganz ohne Furcht waren die Tiere aber nicht. Dies zeigte sich in Versuchen, bei denen die Tiere neue Angst erlernten, indem sie einem bestimmten Ton eine unangenehme Erfahrung zuordneten. Dabei schien der Bauch-Gehirn-Signalweg keine Rolle zu spielen, und die Versuchstiere lernten ebenso wie die Kontrolltiere, den Ton mit negativen Folgen zu verknüpfen.
HH