09.08.2016
Geht es um die Verordnung von Antibiotika, ist die Teilung Deutschlands noch nicht überwunden. Wie Zahlen des Versorgungsatlas des Zentralinstituts der kassenärztlichen Versorgung zeigen, verschreiben niedergelassene Ärzte in den alten Bundesländern, insbesondere im Westen und Südwesten, mehr Antibiotika als ihre Kollegen in den neuen Bundesländern. Dieser Unterschied besteht schon seit einigen Jahren und hat sich nicht verändert.
Aufgeschlüsselt nach verschiedenen Altersgruppen lassen sich allerdings Veränderungen feststellen. So ging der Einsatz von Antibiotika bei Kindern und Jugendlichen zwischen 2008 und 2014 statistisch signifikant zurück. „Kinderärzte verordnen Antibiotika kürzer und seltener“, heißt es in einem Newsletter des Versorgungsatlas. Leicht rückläufig sei auch der Einsatz von Antibiotika bei Patienten jenseits des 70. Lebensjahrs, vor allem in Thüringen und Sachsen-Anhalt. Dies sind positive Trends ebenso wie der in 13 Bundesländern statistisch signifikante Rückgang des Einsatzes von Fluorchinolonen bei Älteren, bei denen diese Wirkstoffe schwere Infektionen mit Clostridium difficile auslösen können.
Kritisch ist jedoch die in allen Bundesländern gestiegene Verordnungshäufigkeit der Breitband-Antibiotika Cephalosporine, bei der Deutschland seit 2009 über dem EU-Durchschnitt liegt. Als möglichen Grund hierfür nennen die Autoren des Versorgungsatlas den Einsatz dieser Wirkstoffe bei Atemwegsinfektionen, wo sie allerdings laut aktueller Leitlinie in der ambulanten Versorgung nicht die Mittel der Wahl sind. Insgesamt werden in Deutschland in der Humanmedizin jährlich 600 bis 700 Tonnen Antibiotika verbraucht, 85 Prozent davon in der ambulanten Versorgung.
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