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Apothekenzahlen im Sturzflug - Apothekenteams protestieren

ABDA/RF  |  02.10.2023

Die Zahl der Apotheken ist ersten Halbjahr 2023 so schnell gesunken wie noch nie. Dieser Rückgang zeigt, wie angespannt die Lage bei den Apotheken in Deutschland derzeit ist. Der Berufsstand hat weitere Proteste angekündigt.

Protestzug von Apothekern in Hessen
In Frankfurt am Main trafen sich heute die hessischen Apotheker zum Protest, um auf die existenzbedrohende Lage der Apotheken aufmerksam zu machen.
© aponet.de

238 Apotheken haben im ersten Halbjahr 2023 für immer geschlossen. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1956. Damit liegt die Gesamtzahl bei nur noch 17.830 Apotheken. Bis Ende des Jahres könnten laut Prognosen insgesamt bis zu 600 Apotheken schließen. Diese Zahlen stellte Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie der ABDABundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf vor.

Bedingt durch den Rückgang der Betriebsstätten ist die Apothekendichte in Deutschland im ersten Halbjahr 2023 auf 21,1 Apotheken pro 100.000 Einwohner gesunken. Zum Vergleich: Der Durchschnitt in der EU liegt bei 32. Im gleichen Zeitraum stiegen die Gesamtkosten der Apotheken um 3,3 Prozent, darunter fallen vor allem Personalkosten mit einem Anstieg von 6,6 Prozent. Das Betriebsergebnis vor Steuern und Altersvorsorge für eine durchschnittliche Apotheke ist deshalb in den ersten sechs Monaten 2023 um 4,9 Prozent auf 64.000 Euro gesunken.

Resolution für eine faire Vergütung

Vor dem Hintergrund dieser existenzbedrohenden Lage beschlossen die mehr als 300 Delegierten der Hauptversammlung des Deutschen Apothekertages die „Resolution für eine faire Vergütung der Apotheken vor Ort“ (Düsseldorfer Erklärung). Darin heißt es, dass die Arzneimittelversorgung seit langem strukturell unterfinanziert ist, da der Festzuschlag in der Arzneimittelpreisverordnung länger als ein Jahrzehnt nicht angepasst wurde. Die Resolution bekräftigt, dass stabile finanzielle Rahmenbedingungen unerlässlich sind, um dem Nachwuchs in der Apotheke eine Zukunftsperspektive zu geben – gerade in Zeiten des allgegenwärtigen Fachkräftemangels. Neben einer Erhöhung des Festzuschlags von 8,35 auf 12,00 Euro pro verordnetem Arzneimittel sowie dessen Dynamisierung fordert der Deutsche Apothekertag auch, dass für Apotheken keine anderen Mittelkürzungen oder sonstige Belastungen erfolgen sollen.

Als Reaktion auf Gesetzgebungspläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening angekündigt, dass die Apotheken im November einen Protestmonat mit regionalen Apothekenschließungen und Kundgebungen organisieren. In einzelnen Bundesländern finden bereits vorher Protesttage statt, zum Beispiel am heutigen 2. Oktober in Hessen.

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