04.11.2015
Jährlich erkranken in Deutschland rund 1.800 Kinder an Krebs, am häufigsten an einer Leukämie oder einem Hirntumor. Die Ursachen sind noch weitgehend unbekannt. Eine neue Studie aus der Schweiz deutet jetzt darauf hin, dass die Schadstoffbelastung an viel befahrenen Straßen eine Rolle spielen könnte.
Kinder, die in der Nähe von Autobahnen oder Autostraßen wohnen, haben demnach ein erhöhtes Risiko, an Leukämie zu erkranken. Das hängt wahrscheinlich mit den krebserregenden Stoffen in den Abgasen zusammen. Zu diesem Ergebnis kommen Berner Sozial- und Präventivmediziner, die einen Zusammenhang zwischen dem Wohnort und den von 1985 bis 2008 in der Schweiz registrierten Krebserkrankungen bei Kindern nachweisen konnten. Bei einer Unterteilung nach Altersklassen zeigte sich, dass sich die Risikoerhöhung auf 0- bis 4-jährige Kinder beschränkte. „In dieser Altersgruppe war das Leukämierisiko bei einem Wohnort innerhalb von 100 Metern neben einer Autobahn etwa doppelt so hoch wie bei einem Abstand der Wohnung von 500 Metern oder mehr“, sagt Ben Spycher vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern (ISPM). Bei den anderen Distanzkategorien sowie für andere Krebsarten, etwa Hirntumore und Lymphome, fanden die Forscher keine klaren Hinweise auf ein erhöhtes Risiko.
Die Tatsache, dass die Erkrankungsgefahr nur bei Leukämie anstieg, weise laut den Autoren auf Benzol als mögliche Ursache hin. So sei bekannt, dass eine hohe Benzolbelastung am Arbeitsplatz bei Erwachsenen Leukämie auslösen kann. Schon länger wird vermutet, dass neben einer gewissen genetischen Veranlagung auch Umweltfaktoren die Entstehung von Krebs bei Kindern begünstigen könnten. Die Forscher hatten daher auch untersucht, ob sich ihre Resultate eventuell durch andere Faktoren erklären ließen, wie sozio-ökonomische Unterschiede oder der Distanz zu Hochspannungsleitungen. Dies war jedoch nicht der Fall.
HH