26.06.2014
Etwa 30 bis 45 Prozent der Bundesbürger haben sie - Schleimhautausstülpungen in der Darmwand, die im Fachjargon Divertikel genannt werden. Meist sind sie harmlos. Doch Experten zufolge zeigt eine Studie, dass jeder dritte bis vierte Betroffene mit Beschwerden, zum Teil durch Entzündungen, rechnen muss.
„Eine Ansammlung von Divertikeln im Dickdarm wird häufig zufällig bei Darmspiegelungen entdeckt“, erklärt Professor Dr. med. Wolfgang Kruis, von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). „Bei mehr als 60 Prozent der über 70-Jährigen finden wir diese eigentlich harmlosen Formveränderungen der Schleimhaut“. Der Gastroenterologe rät Betroffenen, viele Ballaststoffe wie Obst, Gemüse und Vollkornprodukte zu sich zu nehmen. „Ballaststoffmangel ist der wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung einer Divertikelkrankheit“, so Kruis.
Von einer Divertikelkrankheit sprechen Ärzte, wenn aufgrund der Darmausstülpungen Beschwerden auftreten. Zum Beispiel dann, wenn ein Divertikel vorübergehend blutet. Blut im Stuhl sei für viele beunruhigend und immer ein Anlass, einen Arzt aufzusuchen, so Kruis. „Häufig kommt die Blutung aber von allein zum Stillstand.“ Oft komme es auch zu einer Entzündung der Divertikel, die sich durch Unterbauchschmerzen bemerkbar machen kann. Betroffene leiden zudem häufig unter Blähungen, Durchfall oder Verstopfung. Greife die Entzündung auf benachbarte Gewebeschichten über, bestehe die Gefahr eines Darmdurchbruchs, warnt Kruis.
Dennoch empfehlen die Experten bei der Behandlung der Divertikelkrankheit mehr Zurückhaltung im Umgang mit Antibiotika und chirurgischen Eingriffen. Verläuft eine Entzündung unkompliziert, raten die Ärzte in den neu erstellten Leitlinien daher nur in Ausnahmefällen zu einer Antibiotikagabe. Normalerweise stünden die Chancen gut, dass eine leichte Entzündung von alleine ausheile.
DGVS/HH