19.09.2018
Sie verursachen Grippe, Herpes, Masern oder Pocken: Eigentlich sind Viren unsere Feinde. Im Kampf gegen Krebs könnten sie jedoch zu ungeahnten Verbündeten werden. Wie Mediziner vom Universitätsklinikum Tübingen berichten, haben sie die Virotherapie bei Bauchfellkrebs erfolgreich getestet.
Bei der Virotherapie werden Viren so verändert, dass sie normalen Zellen nichts mehr anhaben können. Krebszellen werden jedoch infiziert. In ihnen vermehren sich die Viren nahezu ungebremst. Am Ende platzen die befallenen Tumorzellen und setzen massenhaft neu gebildete Viren frei, die dann auf andere, bis dahin noch nicht infizierte Tumorzellen überspringen. Eine solche Zerstörung von Krebszellen bezeichnen Wissenschaftler als Onkolyse. Wichtig sei zudem, dass onkolytische Viren ein bis dahin „schlafendes, inaktives“ Immunsystem quasi „wachrütteln“ und dauerhaft wieder gegen Krebszellen aktivieren können, erklären die Forscher in einer Mitteilung.
In der aktuellen Studie hatte das Ärzte-Team um Professor Dr. Ulrich Lauer vom Universitätsklinikum Tübingen nun eine solche Virotherapie mit gentechnisch veränderten Pockenimpfviren bei Patienten mit Bauchfellkrebs getestet. Hierfür wurden die Viren in großer Zahl direkt in die Bauchfellhöhle von neun Krebspatienten verabreicht. Dies wurde von den Patienten gut vertragen, es seien lediglich vorübergehend die für Viren typischen erkältungsähnlichen Symptome wie Fieber, Gliederschmerzen und verstärkte Bauchschmerzen aufgetreten, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift Clinical Cancer Research. Darüber hinaus konnten bei acht der insgesamt neun behandelten Patienten eine starke Virusvermehrung und eine dadurch ausgelöste onkolytische Zerstörung der Krebszellen nachgewiesen werden. In den USA werde derzeit in Nachfolgestudien geprüft, ob sich die Tübinger Ergebnisse bei Patientinnen mit vom Eierstock ausgehendem Bauchfellkrebs bestätigen lassen.
HH