09.10.2012
Wer fähig ist, bestimmte Bitterstoffe zu schmecken, kann Infekte der oberen Atemwege besser abwehren, berichten US-amerikanische Forscher im Fachmagazin Journal of Clinical Investigation. Dies gelte speziell für chronische Nasennebenhöhlenentzündungen, medizinisch Sinusitis.
Der Geschmackssinn wird über Rezeptoren gesteuert, die in den Geschmacksknospen gebündelt sind. Ein saurer oder bitterer Geschmack alarmiert den Körper vor schädlichen Lebensmitteln, die verdorben oder giftig sein können. Allerdings ist etwa ein Viertel der Bevölkerung aufgrund ihres Erbguts nicht in der Lage, bestimmte Bitterstoffe wahrzunehmen. Ein weiteres Viertel kann dagegen sogar schon kleinste Mengen dieser speziellen Bitterstoffe erkennen. Der Rest liegt irgendwo dazwischen.
Die Geschmacksrezeptoren sind allerdings nicht nur im Mundraum zu finden, sondern auch im Gewebe der oberen und unteren Atemwege. Die Wissenschaftler fanden jetzt heraus, dass einer dieser Bitter-Rezeptoren für die oberen Atemwege wie eine Art Wachposten zu funktionieren scheint. Er erkennt Moleküle, die von speziellen Bakterien produziert werden und deren Gegenwart die Ansiedlung weiterer Bakterienarten begünstigt, was zu Nasennebenhöhlenentzündung führen kann.
Erkennt der Bitter-Rezeptor, dass diese speziellen Bakterien-Moleküle vorhanden sind, aktiviert er örtliche Abwehrmechanismen, um die Schleimausscheidung zu erhöhen und die Bakterien abzutöten. Bei Menschen, die besonders gut "bitter" schmecken können, scheinen diese Bitter-Rezeptoren nicht nur kleinste Mengen an Bitterstoffen, sondern auch kleinste Mengen der Bakterien-Moleküle zu erkennen. Bei ihnen kann das Immunsystem demnach frühzeitig auf eine Bakterieninvasion reagieren. Bei allen anderen geschieht dies erst ab einer 100fach höheren Molekülmenge.
hh