06.12.2016
Ist der Blutdruck bei Menschen mit sonst normalen Werten in der Arztpraxis plötzlich zu hoch, kann das mit der Angst vor dem Arzt zusammenhängen, dem sogenannten Weißkitteleffekt. Eine neue Studie belegt nun, dass es auch umgekehrt geht – und zwar offenbar häufiger als gedacht. Dabei bleibt der Bluthochdruck unerkannt, was viel gefährlicher ist.
Knapp 16 Prozent der Studienteilnehmer, die beim Arzt normale Werte hatten, zeigten bei der ambulanten Langzeitmessung deutlich erhöhte Blutdruckwerte. Das geht aus einer Studie mit 888 ansonsten gesunden Menschen mittleren Alters hervor. Höhere Messungen im Alltag und niedrigere in der Arztpraxis waren bei jüngeren Teilnehmern mit normalem Gewicht häufiger anzutreffen als bei älteren Übergewichtigen, berichten die Forscher online im Fachblatt Circulation. Dies widerspreche der gängigen Annahme, dass Blutdruckwerte, die außerhalb der Arztpraxis gemessen werden, in der Regel niedriger seien als die, die beim Arzt gemessen werden, so der leitende Autor der Studie, Joseph E. Schwartz von der Stony Brook University in den USA.
Wenn bei der Praxismessung Normalwerte angezeigt werden und die Rund-um-die-Uhr-Überwachung erhöhte Werte ergibt, sprechen Ärzte von einem maskierten Bluthochdruck. Dieser werde leicht übersehen und könne am Tag, aber auch in der Nacht auftreten. Für Ärzte, die im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen den Blutdruck gesunder Patienten kontrollieren, sei es wichtig, die Studienergebnisse zu kennen, so Schwartz. Ein maskierter Bluthochdruck lässt sich zum Beispiel mit einer ambulanten 24-Stunden-Überwachung feststellen. In dieser Zeit wird der Blutdruck eines Patienten in regelmäßigen Abständen mit Hilfe eines tragbaren Geräts mit Blutdruckmanschette aufgezeichnet, während dieser seinen normalen Alltagsaktivitäten nachgeht.
HH