05.02.2016
In einer kontrollierten Beobachtungsstudie mit 292 Teilnehmern an der Berliner Charité senkten vier Blutspenden à 480 ml in einem Jahr den oberen Blutdruckwert um durchschnittlich 12,2 mmHg (von 155,9 auf 143,7 mmHg) und den unteren um 6,9 mmHg (von 91,4 auf 84,5 mmHg). Das galt jedoch nur, wenn die Testpersonen zu Beginn einen erhöhten Blutdruck gehabt hatten. Bei der Hälfte der Studienteilnehmer, deren Blutdruckwerte im Normbereich lagen, bewirkten die Blutspenden keine Blutdrucksenkung. Bei Hypertonikern war die Wirkung dagegen dosisabhängig, das heißt, je häufiger sie Blut spendeten, desto stärker sank der Blutdruck. Das berichten die Studienautoren um Dr. Sundrela Kamhieh-Milz im Fachjournal Transfusion.
Warum der kontrollierte Blutverlust diese Wirkung entfaltet, ist noch unklar. Die Arbeitsgruppe von Dr. Andreas Michalsen, Professor für klinische Naturheilkunde an der Charité, hatte den verringerten Spiegel einer bestimmten Eisen-Verbindung, des sogenannten Ferritins, als Auslöser in Verdacht. Diese Vermutung bestätigte sich jedoch nicht. Womöglich spielt das Verhältnis von alten zu jungen roten Blutkörperchen die entscheidende Rolle. Sicher ist jedoch, dass zusätzliche Blutspenden von Bluthochdruckpatienten in der Transfusionsmedizin hochwillkommen wären. "Patienten mit Bluthochdruck können durch regelmäßiges Blutspenden gleichzeitig sowohl sich selbst als auch anderen Gutes tun", sagt Michalsen.
Eine Blutspende ist nichts anderes als ein Aderlass, eine Behandlungsmethode, die in früheren Zeiten gegen alles Mögliche eingesetzt wurde – meist nicht unbedingt zum Wohl des Patienten. Die Arbeitsgruppe von Michalsen forscht schon seit Jahren an den Effekten des Aderlasses auf den Blutdruck. Die jetzt vorgelegte Studie ist jedoch größer und mit einem Jahr Beobachtungszeit auch länger als frühere Untersuchungen.
am/PZ