Katrin Faßnacht-Lee
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15.10.2021
Breiten sich Viren oder Bakterien im Körper aus, gerät der Körper in eine Stresssituation. Das Abwehrsystem wird aktiv und bekämpft die Keime. Gleichzeitig produziert der Organismus Stresshormone wie Adrenalin. Dieses ist dafür verantwortlich, dass der Blutzucker bei Infekten oft in die Höhe klettert. Denn Adrenalin sorgt dafür, dass die Leber mehr gespeicherten Zucker ins Blut abgibt.
Wenn der Zucker steigt
Hohe Zuckerwerte treten teilweise schon auf, bevor sich die ersten Symptome einer Erkältung zeigen. Je heftiger die Infektion, desto stärker kann auch der Blutzucker aus der Balance geraten. Menschen, die aufgrund einer Insulintherapie ihren Blutzucker regelmäßig messen, können das leicht feststellen. Experten empfehlen diesen Patienten, den Blutzucker bei Infekten besonders engmaschig zu kontrollieren. Wer den Diabetes mit Medikamenten behandelt, hat häufig kein Messgerät und Teststreifen zur Verfügung. In diesem Fall kann der Arzt mitunter aushelfen. Er kann in Ausnahmesituationen mit instabiler Stoff wechsellage Blutzuckerteststreifen verschreiben. Erhöhte Zuckerwerte erfordern immer die Anpassung der Behandlung. Menschen, die noch wenig Erfahrung mit der Insulintherapie haben oder auf ein Mischinsulin eingestellt sind, besprechen die Therapieveränderung am besten mit ihrem Arzt.
Wer sich mit der Insulintherapie gut auskennt, kann vorsichtig die Menge des Basal- und Mahlzeiteninsulins erhöhen. Eine Faustformel besagt: Bei Fieber die Insulinmenge pro Grad über 37,5 Grad Celsius um 10 bis 20 Prozent erhöhen. Vorausgesetzt, man kontrolliert häufig die Werte und leidet nicht unter Durchfall und Erbrechen. Steigen die Werte dennoch auf über 250 mg/dl, könnte es zu einer Übersäuerung des Blutes, zu einer sogenannten Ketoazidose kommen. Informationen zu wichtigen Maßnahmen bei diesem
Notfall gibt es auf dem Diabetesinformationsportal diabinfo. Im Zweifel immer einen Arzt informieren.
Auch bei Menschen, die blutzuckersenkende Medikamente nehmen, steigt der Zuckerwert bei Infektionen mitunter an. Bei schweren Infekten kann Metformin zudem eine gefährliche Übersäuerung durch Milchzucker, eine sogenannte Laktatazidose, begünstigen. Eine Therapieanpassung sollte in jedem Fall mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Wann Unterzucker droht
Vor allem bei Magen-Darm-Infekten, die mit Durchfall und Erbrechen einhergehen, besteht überdies die Gefahr einer Unterzuckerung (Hypoglykämie). Das liegt unter anderem daran, dass durch die geringere Nahrungsaufnahme weniger Zucker ins Blut gelangt. Besondere Vorsicht ist bei einer Insulintherapie angeraten. Es kann nötig sein, die Menge an Basalinsulin zu verringern. Das Mahlzeiteninsulin keinesfalls vor, sondern besser eine Weile nach dem Essen spritzen. So kann man abwarten, ob man das Essen bei sich behält. Bei Unsicherheiten immer den Arzt um Rat fragen. Wer blutzuckersenkende Medikamente nimmt, bespricht eine eventuell nötige Therapieanpassung ebenfalls mit dem Arzt. Vor allem Glinide und Sulfonylharnstoffe können das Unterzuckerungsrisiko erhöhen. Aber auch bei anderen Medikamenten kann es sinnvoll sein, die Dosis zu reduzieren.