03.08.2020
Botulinumtoxin, auch bekannt als Botox, wird üblicherweise injiziert, um Falten zu glätten oder Migräne, Muskelkrämpfe, übermäßiges Schwitzen und Inkontinenz zu lindern. Forscher haben nun Hinweise darauf gefunden, dass das Nervengift auch gegen Depressionen helfen könnte.
Eine Analyse der Daten von fast 40.000 Personen, die aus acht verschiedenen Gründen mit Botulinumtoxin an der Stirn, dem Hals, an Gliedmaßen und der Blase behandelt wurden, zeigte: Bei sechs der acht Erkrankungen kamen Depressionen zu 40 bis 88 Prozent seltener vor als bei Patienten, die anders behandelt wurden. Dies berichten Forscher im Fachmagazin „Scientific Reports“.
„Dieser Befund ist bemerkenswert, weil er eine neue Behandlung zur Stimmungsverbesserung und zur Bekämpfung von Depressionen andeutet, einer der häufigsten und gefährlichsten psychischen Erkrankungen“, sagte Tigran Makunts, Mitarbeiter bei der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA.
Wirkungsweise muss noch erforscht werden
Schon länger hatte man die Vorstellung, dass die Behandlung von Stirnfalten mit Botox einen Teufelskreis durchbrechen könnte: Einige Wissenschaftler glaubten, dass der Rückgang der Stirnfalten über eine Rückkopplungsschleife negative Emotionen unterdrückt. Ganz so einfach scheint es aber nicht zu sein, denn die neue Studie hat ergeben, dass Depressionen auch seltener auftraten, wenn Botox an anderen Stellen als im Gesicht eingesetzt wurde.
Die Forscher halten es für möglich, dass Botox nach der Injektion in Regionen des Zentralnervensystems gelangt, die an Stimmung und Emotionen beteiligt sind. Es könnte aber auch indirekt wirken, indem es die Symptome von chronischen Erkrankungen lindert, die die Ursache von Depressionen sein können. Um das zu klären, sind allerdings weitere Studien erforderlich.
ZOU