JB
|
27.01.2023
Männer, die an Prostatakrebs erkrankt sind und zusätzlich zu ihrer Standardtherapie mit Statinen behandelt werden, hatten in einer Analyse von mehreren Studien eine um 27 Prozent höhere Überlebenschance als Männer, diese Medikamente nicht bekamen. Statine sind Medikamente, die das LDL-Cholesterin im Blut senken und werden häufig bei erhöhten Blutfetten verordnet.
Die meisten Prostatatumore sind hormonsensitiv. Das bedeutet, dass ihr Wachstum unter anderem von den männlichen Sexualhormonen (Androgenen) wie zum Beispiel Testosteron abhängt. Deshalb beinhaltet die Standardtherapie bei Prostatakrebs eine sogenannte Androgenentzugstherapie. Dabei kann in verschiedene Prozesse eingegriffen werden, um die Hormonwirkung auf den Tumor zu verhindern.
Statine wirken für gewöhnlich in der Leber und vermindern dort die Neusynthese von Cholesterin. Dadurch kommt es zu einer vermehrten Aufnahme von Cholesterin aus dem Blut, wodurch sie den Cholesterin-Spiegel effektiv senken. Der Körper verwendet Cholesterin unter anderem zu Synthese von Testosteron. In präklinischen Studien hatte man bereits gezeigt, dass Statine möglicherweise die eigene Steroidproduktion des Tumors und die Aufnahme von Androgenen in die Krebszellen hemmen. Da es sich bisher aber nur um Beobachtungsstudien handelt, sind weitere Untersuchungen nötig, um sicher festzustellen, für welche Patientengruppen eine zusätzliche Statintherapie Vorteile erzielt.
Um zu untersuchen, wie sich die Gabe weiterer Arzneimittel auf die Überlebenschance bei Prostatakrebs abhängt, analysierten Wissenschaftler verschiedene Datenbanken. Dabei suchten sie gezielt nach Studien, in denen erkrankte Männer zusätzlich zur Standardtherapie noch Cholesterinsenker aus der Gruppe der Statine erhielten. Insgesamt wurden die Daten von 119.878 Männern zusammengetragen. 55 Prozent von ihnen erhielten zusätzlich zur Antitumortherapie Statine. 74.416 von ihnen verstarben in dem jeweiligen Beobachtungszeitraum.
Quelle: 10.1001/jamanetworkopen.2022.42676