09.06.2020
Der Lockdown in der Corona-Krise hat den Alltag von Kindern und Jugendlichen drastisch verändert. Wie groß diese Belastung für junge Menschen war und ist und welche Auswirkungen diese Situation auf die kindliche Psyche hat, erklärt Prof. Dr. Kathrin Sevecke, Direktorin der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Medizinischen Universität Innsbruck in Österreich.
Keine Treffen mehr mit Freunden, kein Sport im Verein, keine Besuche bei den Großeltern und kein Unterricht in der Schule: Der Alltag von Kindern und Jugendlichen hat sich in kurzer Zeit stark verändert. „Das Belastende war dabei weniger die reale Bedrohung durch das Virus, sondern das subjektive Bedrohungserleben der Kinder“, sagt Sevecke. Oft seien es eher sekundäre Folgen wie beispielsweise finanzielle Probleme der Eltern oder Streit innerhalb der Familie, die Kinder als bedrohlich empfinden.
Sozial schwache Familien leiden stärker
Besonders belastend hat sich die KriseSevecke zufolge auf jene Kinder ausgewirkt, die durch den fehlenden Zugang zu sozialen Medien die Anbindung an Schule und Unterricht verloren haben. Zudem gebe es viele junge Menschen, die unter dem Wegfall der sicheren Schulumgebung besonders leiden, weil sie in schwierigen familiären Verhältnissen leben. „Krisen treffen die sozial Schwachen immer stärker“, so die Expertin. Besonders auffällig sei auch das vermehrte Konsumieren illegaler Substanzen bei jenen Jugendlichen, die schon vor der KriseDrogen konsumiert hätten.
Vor diesem Hintergrund spricht sich Sevecke dafür aus, dass Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen wieder zu einem Vollbetrieb hochgefahren werden, um die Situation für Kinder und Familien zu erleichtern.
NK