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01.11.2022
Modellierungen der europäischen SeuchenschutzbehördeECDC zufolge könnte die Corona-Variante BQ.1 Anfang des kommenden Jahres schon für 80 Prozent der Covid-19-Fälle verantwortlich sein. Die Zunahme der Wachstumsrate liege vermutlich in dem starken Immunfluchtpotenzial von BQ.1/BQ.1.1 begründet. Die Variante könne in den kommenden Wochen und Monaten zu einer weiteren Zunahme von Covid-19-Fällen in der EU führen.
Den höchsten Anteil hat die Variante derzeit in Frankreich, wo sie in der Kalenderwoche (KW) 40 etwa 19 Prozent der Infektionen ausmachte, gefolgt von Belgien (9 Prozent), Irland (7 Prozent), den Niederlanden (6 Prozent) und Italien (5 Prozent). In Deutschland ist laut Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) der Anteil der Sublinien BQ.1/BQ.1.1 in den vergangenen Wochen angestiegen. In der KW 40 machten BQ.1 etwa 1,4 Prozent und BQ.1.1 etwa 1,8 Prozent der Genomsequenzen in der RKI-Stichprobe aus.
BQ.1 und BQ.1.1 leiten sich von der Omikron-BA.5 ab. Derzeit finden sich laut ECDC keine Hinweise darauf, dass BQ.1/BQ.1.1 krankmachender sein könnten als BA.5. Die Immunflucht scheint aber ausgeprägt: Sie können Antikörperantworten durch eine Impfung oder einer vorangegangenen Infektion in einem deutlich höheren Ausmaß ausweichen als BA.5 und erreichen dabei etwa das Level von SARS-CoV-1, also dem Erreger des SARS-Ausbruchs in den Jahren 2002/2003.
Forscher der Universität Peking berichten, dass die Seren von dreifach geimpften Personen, die zudem eine Omikron-Durchbruchinfektion mit BA.1, BA.2 oder BA.5 durchgemacht hatten, in Neutralisationstests BQ.1 um den Faktor 3,8 und BQ.1.1 um den Faktor 6,7 schlechter neutralisieren als BA.5. In derselben Publikation konnten die Forschenden auch zeigen, dass BQ.1 gegen mehr therapeutische Antikörper resistent ist als BA.5 – nämlich zusätzlich gegen Tixagevimab und Cilgavimab sowie Bebtelovimab. Die Wirksamkeit von Paxlovid sei bei BQ.1/BQ.1.1-Infektionen aber nicht reduziert.