29.04.2020
Das neuartige Coronavirus nutzt zum Eintritt in menschliche Zellen das Enzym ACE2 als Rezeptor. "Diese Rezeptoren dienen dem Virus als Eintrittspforte in die menschlichen Zellen. Daraus könnte man ableiten, dass es den Viren leichter fällt, einen Menschen zu infizieren, der diese Medikamente anwendet", erklärt Pharmazeut Prof. Dr. Theo Dingermann den Zusammenhang, über den in den vergangenen Wochen viel diskutiert wurde.
Nun gibt es Klarheit: Für die Studie aus China wurden über 1.100 Covid-19-Patienten ausgewertet. Wie sich zeigte, unterschied sich der Anteil der Patienten, die zuvor mit ACE-Hemmern (ACEI) und Angiotensin-Rezeptor-Blockern (ARB) behandelt worden waren, nicht signifikant zwischen den Gruppen mit schweren und milden Krankheitsverläufen. Auch unter den verstorbenen Patienten war der Anteil derer, die vorher eine Bluthochdrucktherapie erhalten hatten, nicht höher als der von blutdruckgesunden Patienten.
Ebenso zeigte die Studie, dass es keine Rolle für den Covid-19-Verlauf spielte, ob die Patienten mit ACEI oder ARB behandelt worden waren. „Die neuen Daten können Behandlern und Patienten daher eine hohe Sicherheit geben, denn es handelt sich schließlich um die Auswertung einer großen Patientenzahl mit einem eindeutigen Ergebnis: Eine vorhergehende Behandlung mit Blutdrucksenkern beeinträchtigte das Outcome von Covid-19-Patienten nicht“, erklärt Prof. Dr. med. Ulrich Wenzel, Hamburg, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga.
Blutdrucksenker können die Lunge schützen
Schon zuvor hatten Experten dazu geraten, Blutdrucksenker keinesfalls eigenmächtig abzusetzen. Vor allem bei Risikopatienten kann es in der Folge zu schweren Erkrankungen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen kommen.
Daneben gibt es zudem sehr überzeugende Daten für einen schützenden Effekt von Blutdrucksenkern bei schwerem Lungenversagen, dem so genannten ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome). So zeigten mehrere Studien sehr eindeutig, dass sowohl eine Erhöhung von ACE2, aber auch die Blockade von ACE, wie etwa durch Blutdrucksenker erreicht wird, den Verlauf des ARDS günstig beeinflussen. Im Rahmen einer Lungenentzündung haben die Medikamente also vorteilhafte Effekte und könnten bei schweren Verläufen Leben retten.
Generell wird Patienten gerade in der aktuellen Situation geraten, sich an wissenschaftlich valide Informationen zum neuartigen Coronavirus zu halten, die etwa das Robert Koch-Institut, das Bundesgesundheitsministerium, die Gesundheitsämter oder medizinischen Fachgesellschaften herausgeben.
NK