Dr. Karen Zoufal
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27.01.2021
Modellrechnungen zufolge können die meisten Leben gerettet werden, wenn Erwachsene ab 60 Jahren zuerst geimpft werden. „Das Alter ist der stärkste Vorhersagefaktor für die Anfälligkeit, denn die Wahrscheinlichkeit, an Covid-19 zu sterben, steigt mit dem Alter exponentiell an“, sagt Studienautor Daniel Larremore von der University of ColoradoBoulder. Die Ergebnisse der Studie sind im Fachblatt „Science“ veröffentlicht.
„Dem gesunden Menschenverstand nach würde man zuerst die älteren und am stärksten gefährdeten Menschen in der Bevölkerung schützen. Es spricht aber auch einiges dafür, wichtige Mitarbeiter an vorderster Front, wie Lehrer und Angestellte in Lebensmittelgeschäften, die einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind, zu schützen“, erklärte Larremore weiter. Um diese Entscheidung zu erleichtern, hat sein Team mit Hilfe eines mathematischen Modells verschiedene Szenarien durchgespielt und überprüft, wie sich die Priorisierung unterschiedlicher Alters- und Bevölkerungsgruppen bei der Impfung gegen Covid-19 auswirken würde.
Ältere Erwachsene sollen zuerst geimpft werden
Die derzeit verabreichten Impfstoffe schützen zwar mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 bis 95 Prozent vor einem schweren Krankheitsverlauf, bisher weiß man aber noch nicht, wie gut sie Infektionen und Übertragungen blockieren. Das Modell zeigte: Auch wenn es viele Infizierte ohne Symptome gibt, ist es am sinnvollsten, ältere Erwachsene zuerst zu impfen. Nur in Szenarien, in denen das Virus unter Kontrolle ist und der Impfstoff bekanntermaßen Infektionen und Übertragungen gut blockiert, wäre es den Modellrechnungen nach sinnvoll, jüngeren Erwachsenen Priorität einzuräumen.
Impfungen schnell vorantreiben
Darüber hinaus rettet schnelles Impfen viele Leben: Durch eine Verdopplung der Geschwindigkeit ließen sich innerhalb der nächsten drei Monaten 23 Prozent der Todesfälle durch Covid-19 vermeiden. Menschen, die schon Covid-19 hatten, sollten demnach vorerst zurückstehen, denn dann stehen die Impfstoffdosen stärker gefährdeten Menschen zur Verfügung.
Die Autoren betonen, dass Impfstoffe aber nicht die einzige Taktik sind: „Damit die Impfung vor dem Virus bei den Menschen ankommt, müssen wir nicht nur den Impfstoff schnell einführen und zu den am stärksten gefährdeten Personen bringen. Wir müssen auch mit Masken, Distanzierung und intelligenten Maßnahmen auf der Virusbremse bleiben.“
Quelle: DOI 10.1126/science.abe6959