30.09.2020
Mehr als eine Millionen Menschen sind weltweit inzwischen nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Diese düstere Bilanz zieht die Johns Hopkins University in Baltimore nach weniger als neun Monaten, seit der erste durch das Coronavirus verursachte Todesfall von den chinesischen Behörden in der Stadt Wuhan bestätigt wurde. Weltweit sind mehr als 33 Millionen Infektionen bestätigt.
Die hohe Todesrate nahmen Wissenschaftler um Professor Dr. Andrew T. Levin vom Dartmouth College in den USA zum Anlass, systematisch das altersabhängige Risiko zu bestimmen, an Covid-19 zu versterben. Die Studie wurde auf dem Preprintserver „MedRxiv“ veröffentlicht. Um zu beurteilen, wie tödlich Covid-19 ist, haben die Forscher die Infektionstodesrate (infection fatality rate; IFR) verwendet, die das Verhältnis von Todesfällen zu Infektionen beschreibt. Die Beurteilung der IFR für Covid-19 ist allerdings schwierig, da immer wieder große Variationen zwischen verschiedenen Standorten berichtet werden. Sie reicht von 0,5 Prozent in Salt Lake City und Genf über 1 Prozent in New York, 1,5 Prozent in England bis 2,7 Prozent in Italien. Levin und seine Kollegen gehen davon aus, dass die beobachteten Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern und Städten auf die Altersstruktur der Infizierten zurückgeht. Das bedeutet: Wenn mehr alte Menschen in der Region leben und erkranken, fällt die IFR höher aus.
Ihre These haben die Forscher in einer Metaanalyse mit 46 Studien geprüft, die sich nach Durchsicht von 962 Studien als geeignet erwiesen. Letztlich flossen IFR-Daten von 26 internationalen Standorten in die Analyse ein.
Es zeigte sich, dass die IFR für Covid-19 mit dem Alter steigt. Die Werte liegen für Kinder und jüngere Erwachsene bei nahe Null, erreichen jedoch 0,4 Prozent für 55-jährige Patienten, 1,3 Prozent für 65-jährige Patienten, 4,2 Prozent für 75-jährige Patienten und 14 Prozent für 85-jährige Patienten.
Todesrate: Das Alter ist entscheidend
Die Ergebnisse zeigen auch, dass Covid-19 weitaus tödlicher ist als die saisonale Grippe. Auf die gesamte USA betrachtet liegt die IFR der Grippe beispielsweise um das 16-fache niedriger als die von Covid-19, berichtet der Virologe Professor Dr. Christian Drosten, der die Metaanalyse in seinem NDR-Podcast vorstellte. „Für jeden Influenzatoten gibt es 16 Covid-19-Tote in den USA“, konkretisiert der Experte.
Die Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass das Alter der Bevölkerung fast alle Unterschiede der IFR-Werte für Covid-19 erklärt. Deutlich macht die Studie auch, dass man keine einfache Gesamt-Todesrate für Covid-19 definieren kann. Das Risiko, an der Erkrankung zu versterben, ist extrem altersabhängig. Durch Maßnahmen, die Coronavirus-Infektionen bei älteren Erwachsenen minimieren, lassen sich die Todesfälle durch eine Infektion mir SARS-CoV-2 erheblich senken.
td/<link www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ/NK