21.03.2016
Das HSV1 ist für die bekannte Bläschenbildung an der Lippe verantwortlich. Laut dem Robert-Koch-Institut sind etwa 85 Prozent der Erwachsenen in Deutschland mit dem Virus infiziert, allerdings kommt es nur bei 30 Prozent zur nach außen sichtbaren Ausprägung der Krankheit, und gerade einmal 1 Prozent weisen jeden Monat Symptome auf. Doch wie kommt es zur Infektion? „Der Virus wird meist schon im Kindesalter übertragen und verbleibt dann ein Leben lang im Körper“, erläutert Klaus Scholz, Vizepräsident der Apothekerkammer Bremen.
Die Infektion geschehe von Mutter zu Kind oder beim Spielen mit Freunden. „Im Erwachsenenalter ist eine Ansteckung durch Husten, Niesen oder Küssen möglich.“ Die Virus-DNS nistet sich dann in den Nervenzellen ein, wo sie nicht vom Immunsystem bekämpft werden kann. Durch eine Vermehrung der DNS kann es schließlich zu den bekannten Bläschen kommen. Ausgelöst werden diese beispielsweise durch Fieber, Sonnenbrand, eine Schwächung des Immunsystems, Stress, Ekelempfinden oder Hormonschwankungen.
Schnelle Hilfe aus der Apotheke
Ist der Herpes da, rät Scholz zur schnellen Behandlung: „Bei normalem Verlauf werden lokale Arzneimittel mit den Wirkstoffen Aciclovir oder Penciclovir eingesetzt. Die sogenannten Virustatika hemmen die Virusvermehrung und helfen somit am effektivsten, je frühzeitiger sie eingesetzt werden.“ Die Cremes sollten immer mithilfe eines Wattestäbchens auf das infizierte Areal aufgetragen werden, um weitere Kontaminationen zu vermeiden. Die Anwendung kann bis zu fünfmal täglich über einen Zeitraum von etwa fünf bis sieben Tagen erfolgen. „Aciclovir und andere Virustatika können bei schweren Verlaufsformen auch in Tablettenform verabreicht werden“, erklärt der Apotheker. Allerdings unterliegen diese Arzneimittel der Verschreibungspflicht, der Arzt muss sie also verordnen. Das als topisch anwendbare zugelassene Foscarnet-Natrium ist ebenfalls rezeptpflichtig. In der Selbstmedikation stehen allerdings auch Präparate mit Melissenextrakt, Zinksulfat und Zink-Heparin-Kombinationen zur Verfügung. Mittel mit Melisse hemmen das Eindringen des Virus in die Zelle. Das gleiche Wirkprinzip gilt für Zinksulfat. Es fördert zudem die Wundheilung durch Austrocknung der Bläschen.
Relativ neu ist ein Pflaster auf Hydrokolloid-Basis. Es bildet ein Feuchtigkeitspolster über den Herpesbläschen, dämmt so die äußerliche Verbreitung der Herpesviren ein und fördert den Heilungsprozess nach dem Prinzip der feuchten Wundheilung. Die Krankheitsdauer wird in der Regel allerdings nicht reduziert. Für Frauen besonders interessant: Das nahezu unsichtbare Pflaster lässt sich überschminken, wodurch der Herpes kaum mehr sichtbar ist. Neben diesen Arzneien, die Betroffene in der Apotheke erhalten, gibt es auch hilfreiche Hausmittel. Zu diesen zählen beispielsweise Heilerde und Zinkzahnpasta.
Besondere Vorsicht ist bei Schwangeren und Stillenden, Säuglingen sowie Kleinkindern geboten. Diese Patienten sollten bei ersten Anzeichen einer Herpesinfektion umgehend einen Arzt aufsuchen – ebenso alle Betroffenen, bei denen ein Übergang der Infektion auf Kinn und Nase, eine zusätzliche Infektion der Augen oder anderer Körperteile (Herpes genitalis oder Herpes zoster), Fieber oder ein starkes Krankheitsgefühl auftritt.
AK Bremen/PEF